Prozess gegen Ex-Diktator des Tschad

Meilenstein für die Menschenrechte in Afrika

25 Jahre nach seiner Flucht steht Tschads Diktator Hissène Habré vor Gericht in Dakar, der senegalesischen Hauptstadt.
25 Jahre nach seiner Flucht steht Tschads Diktator Hissène Habré vor Gericht in Dakar, der senegalesischen Hauptstadt. © picture alliance / dpa
Von Moritz Behrendt · 20.07.2015
Es ist so etwas wie ein afrikanischer Fall Pinochet: Der ehemalige Diktator des Tschad Hissène Habré muss sich wegen Menschenrechtsverbrechen in seiner Amtszeit vor Gericht verantworten. Moritz Behrendt, Redakteur von Deutschlandradio Kultur, erklärt die Bedeutung des Prozesses.
Es ist 25 Jahre her, dass Hissène Habré im Tschad von der Macht geputscht wurde. Menschenrechtsorganisationen hatten lange dafür gekämpft, ihn vor Gericht zu bringen. Es ist das erste Mal, dass einem afrikanischen Staatschef wegen Menschenrechtsvergehen in einem anderen afrikanischen Land der Prozess gemacht wird.
Ein erster Versuch war im Jahr 2001 gescheitert, weil sich das Gericht im Senegal als nicht zuständig erklärt hat, wohl auch auf Druck des damaligen senegalesischen Präsidenten Abdoulaye Wade. Es war das alte Muster: Autoritäre Herrscher aus afrikanischen Staaten konnten sich sicher sein, im Exil einen luxuriösen Lebensabend verbringen zu können, ohne jemals für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen zu werden. Das hatte sich wohl auch Habré erhofft. Nach acht Jahren an der Macht ist er 1990 in den Senegal geflüchtet, angeblich mit mehr als elf Millionen Dollar aus der tschadischen Staatskasse.
Lautstarker Protest vom Ex-Diktator
Menschenrechtsorganisationen sehen in dem Prozess gegen Habré einen Meilenstein im Kampf gegen die Kultur der Straflosigkeit auf dem afrikanischen Kontinent. Habré selbst protestierte beim Prozessauftakt in Dakar lautstark. Er warf dem Gericht vor, vom Westen gekauft zu sein. Genau diesen Eindruck will die Afrikanische Union jedoch entkräften. Nach dem Motto: "Afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme" hat sie sich dagegen gestemmt, dass Habré nach Europa, nach Belgien oder an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ausgeliefert wird.
Das Gericht in Dakar ist ein Sondertribunal der Afrikanischen Union, verhandelt wird jedoch nach senegalesischem Recht. Die Staatsanwaltschaft in Dakar wirft Habré Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor, gezielte Tötungen und Folter. Opfervertreter, wie die tschadische Anwältin Jacqueline Moudeina, sprechen davon, dass Habré für 40.000 politische Morde verantwortlich ist – sowie für zehntausende Fälle von Folter durch den berüchtigten Geheimdienst DDS.
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