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May-Gegner in London
Hoffen auf den harten Brexit

Aus Sicht der Brexit-Hardliner besteht noch Hoffnung: Sie wollen, dass Großbritannien ohne Vertrag die EU verlässt. Das könnte gelingen, wenn es bis zum 12. April keine Einigung über den Brexit gibt. Premierministerin Theresa May sollte jetzt einfach mal gar nichts mehr machen, finden die No-Deal-Befürworter.

Von Christine Heuer | 27.03.2019
Barry Legg, der Vorsitzende der Bruges Group, steht an einem Pult unt hält ein Papier hoch.
Barry Legg, der Vorsitzende der Bruges Group, will, dass Großbritannien die EU ohne Vertrag verlässt (Imago)
Ein hoher Festsaal mitten im Regierungsviertel. 100 vorwiegend ältere Herrschaften nehmen in den aufgestellten Stuhlreihen Platz. Auf dem Podium zwei Tory-Abgeordnete, die gleich flammende Reden für den Brexit ohne Deal halten werden. Und Barry Legg, der Vorsitzende der Bruges Group. Seit 1989 setzt sich die Denkfabrik für ein weniger zentralistisches Europa ein – so steht es auf ihrer Website. Fast genauso lange kämpft die Bruges Group für den Brexit. Übermorgen, am 29. März, sollte es endlich so weit sein.
Aber Theresa May hat versagt. Nun soll sie wenigstens den nächsten Termin einhalten. "Unser neuer Tag der Befreiung ist der 12. April," verspricht Barry Legg. "Wir müssen die Europäische Union ohne Verzögerung verlassen," fordert er.
Schräg neben ihm haben sie ein offizielles Porträt von Margaret Thatcher aufgestellt. Selbstsicher, zuversichtlich und entschlossen schaut die Premierministerin seligen Angedenkens ins applaudierende Publikum. Einst hat Thatcher selbst vor der Bruges Group gesprochen.
May soll einfach mal gar nichts zu tun
Jüngst war Jacob Rees-Mogg zu Besuch. Heute redet sich Sir Christopher Chope über seine eigene Parteichefin in Rage. Die andere Premierministerin – Theresa May. Und das fällt ihm zu ihr ein: Betrug, Verrat, Doppelzüngigkeit, Unredlichkeit, Inkompetenz und sein augenblicklicher Lieblingsvorwurf: Trickserei.
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Mehr Beiträge zum Brexit finden Sie in unserem Portal "Countdown zum Brexit" (AFP / Tolga Akmen)
Im Zorn sind sie vereinigt: Die Redner und ihr Publikum. Ihr Brexit steht auf dem Spiel, sie nennen ihn nicht No-Deal-Brexit, sondern WTO-Brexit. Schließlich geht es ihnen um Freiheit. Beim Empfang nach den Politiker-Reden gibt es nur ein Gesprächsthema. Die Gäste der Bruges Group wollen ihr Land wieder ganz allein für sich haben:
"Ich kann es nicht leiden, dass unsere Gerichtsentscheidungen vom EuGH gekippt werden können."
"Wir müssen die Kontrolle zurückgewinnen."
"Wir wollen unser Land wieder selbst regieren. Wir sind keine Provinz oder Region der EU."
Und im Parlament spielen sie Spielchen. Da sitzen die Remainer und versuchen den Brexit aufzuhalten. So sehen sie das hier. Und hoffen auf einen Kurzschluss. Darauf, dass der Brexit am 12. April ganz automatisch kommt, wenn Theresa May sich nur entschließen könnte, einfach mal gar nichts zu tun. Eine Regierungschefin, von der sie überhaupt nichts halten.
Im Publikum heißt es:
"Noch schlimmer als Merkel."
"Sie ist feige und hat nur Schaden angerichtet."
"Sie ist der schlechteste Premier in der britischen Geschichte."