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Darum ist "Kampfkandidatur" der falsche Begriff

Friedrich Merz, Norbert Röttgen oder Armin Laschet – am Wochenende entscheidet die CDU über ihren künftigen Vorsitzenden. Viele Medien sprechen deshalb von einer "Kampfkandidatur". Dabei geht es um einen selbstverständlichen, demokratischen Entscheidungsprozess.

Von Stefan Fries | 14.01.2021
CDU-Kandidatenrunde mit den Politikern Merz, Laschet und Röttgen.
Friedrich Merz, Armin Laschet oder Norbert Röttgen - einer wird wahrscheinlich neuer CDU-Vorsitzender (AFP / POOL / Christian Mang)
Medien sprechen von einer Kampfkandidatur, wenn es mehr als einen Kandidaten oder eine Kandidatin gibt. Vor allem, wenn es um wichtige Posten innerhalb von Parteien geht, also etwa den Vorsitz. Dabei sollte es bei einer Wahl eigentlich selbstverständlich sein, dass es mehrere Kandidaten gibt – das sagt ja schon der Begriff "Wahl".
Wenn Medien aber das Antreten zweier Kandidaten als Kampfkandidatur bezeichnen, suggerieren sie damit eine besondere Schärfe in einem eigentlich demokratischen Prozess. Sie problematisieren also, dass es jemand wagt, gegen einen als gesetzt geltenden Kandidaten anzutreten. Und bemänteln damit das eigentlich größere Problem, dass Parteigremien manchmal eine echte Wahl verhindern, indem sie nur einen Kandidaten aufstellen. Eine Wahl haben die Wähler dann nämlich nicht.
Statt von Kampfkandidatur können Medien von mehreren Bewerbern sprechen, von Gegenkandidaten, Herausforderern – oder einfach von einer Wahl.