Protest der Berliner Schauspielschüler erfolgreich

Von Verena Kemna |
Sie haben für die Zukunft ihrer Hochschule gesungen, getrommelt und in einem Zeltlager protestiert - und zwar mit Erfolg: Der Hauptausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses hat nachgegeben, dem Neubau für die Schauspielschule Ernst Busch steht nichts mehr im Weg.
Studierende der Schauspielschule Ernst Busch jubeln auf der Treppe vor dem Studiotheater im Prenzlauer Berg. Sie haben in den vergangenen Tagen in einem Zeltlager protestiert, auf der Straße für ihre Hochschule getrommelt und gesungen. Prominente Mitstreiter von Nina Hoss bis Ulrich Matthes haben die Studierenden unterstützt. Mit Erfolg, dem geplanten Neubau für das Schauspielhaus in Berlin Mitte steht nichts mehr im Wege. Schulrektor Wolfgang Engler ist sichtlich erleichtert:

"Wir haben das Geld, 33 Millionen, wir haben eine Kostendeckelung, da müssen wir drauf achten, dass wir das auch schaffen und wir haben die Wahl, den Standort, an dem uns am meisten liegt, nämlich die Chausseestraße, mit diesen 33 Millionen zu verwirklichen und natürlich ziehen wir diese Option. Wir werden alles daran setzen, mit allen Partnern mit denen wir im Geschäft sind, dort hinzugehen. Wir haben die Möglichkeit, das zu realisieren, was unser Traum war und sind natürlich enorm happy darüber."

Erst am vergangenen Freitag hatte der Hauptausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses die bisherige Finanzplanung abgelehnt. Zwar waren im Haushaltsentwurf des rot-schwarzen Senats etwa 36,5 Millionen Euro vorgesehen, doch die SPD-Fraktion lehnte ab mit der Begründung, dass die Baukosten um etwa zwei Millionen gestiegen seien.

Dabei ist der Neubau der renommierten Berliner Schauspielschule seit Jahren geplant. Die Studierenden müssen sich mit vier sanierungsbedürftigen Standorten zufriedengeben. Sie liegen weit auseinander, haben eine marode Bausubstanz, kaum Sanitäreinrichtungen. Unwürdig für die einst von Max Reinhard gegründete Schauspielschule mit internationalem Renommee. Umso glücklicher ist Rektor Wolfgang Engler über die Einigung. Ein vertrauliches Gespräch mit dem Fraktionsvorsitzenden der SPD und die Zustimmung der regierenden SPD- und CDU-Fraktionen haben am Ende den Ausschlag gegeben.

"Wir müssen auf alles verzichten, was die Kostenüberschreitung von 1,85 Millionen betrifft. Was die Komponenten dann genau sein werden, wir haben mit den Architekten schon die Vorüberlegung getroffen, wie sähe die Schule aus für 33 Millionen und das müssen wir jetzt tun. Also gibt es keine Cafeteria? Einstweilen nicht, und da wir gerade sehr beliebt sind, werden wir uns an alle adressieren und sagen, helft uns, dass wir eine komplette Schule kriegen."

Ob mit oder ohne Cafeteria, die Studierenden freuen sich erst einmal. Über jede Protestaktion, jede Demo haben sie in den vergangenen Tagen basisdemokratisch abgestimmt. Eine Erfahrung, die auch die Theaterarbeit bereichert, erklärt diese Studierende. Sie spricht für das Kollektiv:

"Dass man es wirklich schafft, sich gegen die Politik durchzusetzen, die Politik umzustimmen, als absolute Minderheit, als kleinste Hochschule Deutschlands, dass so ein Entschluss noch mal gekippt wird, das ist absolut einmalig und großartig und ich glaube, das gibt jedem von uns den Mut, sich als politischen Menschen zu begreifen und zu wissen, dass man etwas ausrichten kann und dass man nicht vereinzelt sowieso nichts schafft. Das ist etwas großartiges, das jeder dann auch weiter tragen wird."

Auch er ist einer der Sprecher des Kollektivs der Ernst Busch Schauspielschule:

"Riesige Freude, dass wir es geschafft haben innerhalb von nur zehn Tagen, die Politik zum Einlenken zu bewegen, das ist grandios. Und wir haben gerade alle noch mal betont, dass es trotzdem weitergehen wird. Wir sehen es zwar als einen großen Erfolg an, den wir da erwirkt haben, dass der Standort in der Chausseestraße nun doch zu 33 Millionen realisiert werden kann, das ist ganz toll, aber auf der anderen Seite protestieren wir ja immer noch für eine andere Form der Politik."

Er fordert mehr Transparenz von den Politikern. Das Beispiel der Schauspielschule Ernst Busch habe gezeigt, dass es um weit mehr geht als um eine Standortfrage:

"Was zählt für eine Stadt, Hotels und Büros oder die Kultur ? Da ist Berlin natürlich eine Stadt, die ganz wesentlich von ihrer Kultur lebt und dann muss man auch bereit sein, für diese Kultur etwas auszugeben. Wenn Kunst oder Theater es schafft, sich derart in die Lebenswirklichkeit der Menschen einer Stadt einzumischen, dann, glaube ich, haben wir alle einen Riesenerfolg erzielt."