Prokofjews Dostojewski-Oper "Der Spieler"

Im Strudel des Untergangs

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Szene aus der Wiener Inszenierung mit Misha Didyk als Alexej © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
18.11.2017
Es ist eine atemlos gedrängte, lakonisch verknappte und harte Musik: Sergej Prokofjew schrieb seine Oper "Der Spieler" nach einem Roman Sergej Dostojewskis in seiner expressionistischen Phase während des 1. Weltkrieges – was man ihr anhört.
Für den Interpreten- und Publikumszuspruch allerdings waren solche Schroffheiten eher hinderlich. Zuerst musste die Oper nach ihrer Fertigstellung vor 100 Jahren, im Revolutionsjahr 1917, volle zwölf Jahre auf ihre Uraufführung warten – und auch seither blieb und bleibt sie eine Ausnahmeerscheinung in den Spielplänen. Die Wiener Aufführungen von Karoline Grubers Inszenierung im vergangenen Oktober allerdings wurden ein großer Erfolg und könnten vielleicht sogar den Beginn eines größeren Interesses für das Werk markieren.
Das gilt auch für die musikalische Komponente, zumal der – phasenweise radikal avantgardistisch gestimmte – frühe Prokofjew gerade im Zusammenhang mit dem Jubiläum der Oktoberrevolution auch sonst stärker als bisher ins Blickfeld gerät. In Wien hat er offenbar gute Sachwalter gefunden. Eine der positiv-kritischen Stimmen konstatierte beispielsweise zur Dirigenten- und Ensembleleistung: "Simone Young kostet die Wildheit und das Sprunghafte der Komposition in vollen Zügen aus, lässt das Wiener Staatsopernorchester sich beinahe überschlagen, um dann in fahlem Klang der Seelenqual Ausdruck zu geben." – Wir können es miterleben.

Wiener Staatsoper
Aufzeichnung vom 7. Oktober 2017
Sergej Prokofjew
"Der Spieler", Oper in vier Akten
Libretto: der Komponist nach dem Roman von Fjodor Dostojewski

Dan Paul Dumitrescu, Bass - Der General
Elena Guseva, Sopran - Polina
Misha Didyk, Tenor - Alexej
Linda Watson, Mezzosopran - Babulenka
Thomas Ebenstein, Tenor - Der Marquis
Elena Maximova, Mezzosopran - Blanche
Morten Frank Larsen, Bariton - Mr. Astley
Chor und Orchester der Wiener Staatsoper
Leitung: Simone Young