Premiere "Benefiz" in Wuppertal

"Spielt! Sonst sind wir verloren!"

10:15 Minuten
Bühne auf der große Holzcontainer stehen aus denen Schauspieler schauen.
In Wuppertal wurde endlich vor kleinem Publikum wieder gespielt. © Uwe Schinkel / Schauspiel Wuppertal
Anna Elisabeth Frick im Gespräch mit André Mumot · 13.06.2020
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Endlich wieder eine Premiere am Wuppertaler Theater, aber vor gerade einmal 25 Gästen. Regisseurin Anna-Elisabeth Frick sagt, sie spiele lieber vor kleinem Publikum als vor keinem Publikum. Und sie berichtet von neue Proben- und Spielgefühlen.
Ein vorsichtiges Aufatmen geht durch die deutsche Theaterlandschaft. Es gibt wieder analoge Premieren, die Stadt- und Staatstheater, aber auch die Privattheater öffnen zum Teil wieder ihre Säle und lassen unter strengen Auflagen Publikum ins Haus. Hessen und Nordrhein-Westphalen sind schon mal vorgeprescht. In Wiesbaden und Bochum gab es erste Premieren an den Schauspielhäusern. Die Münchener Kammerspiele ziehen am Montag nach, und nun ist auch Wuppertal dran.
An den Wupppertaler Bühnen hat ein Stück von Ingrid Lausund morgen Abend Premiere: "Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner". Eine böse Komödie über Rassismus und die Fallstricke der Political Correctness von der Autorin Ingrid Lausund, die unter dem Pseudonym Mizzi Meyer auch die Drehbücher zu der Fernsehserie "Der Tatortreiniger" geschrieben hat.

Weitermachen, trotz widriger Umstände

Regisseurin Anna-Elisabeth Frick inszeniert das Stück im kleinen Theater am Engelsgarten, in das normalerweise hundert Zuschauer passen. Nun werden aber gerade einmal 25 Personen Einlass finden. "Ich bin davon überzeugt, dass es wichtig ist, weiterzumachen, trotz der widrigen Umstände", sagte Frick und fühlt sich an einen Satz der Wuppertaler Tanztheater-Ikone Pina Bausch erinnert: "Tanzt, sonst sind wir verloren!"
Ein Motto, das durchaus auch auf das Schauspiel angewendet werden dürfe. "Spielt, sonst sind wir verloren! Ich finde unbedingt, dass wir weiter arbeiten müssen und unsere Sachen zeigen müssen, auch wenn es natürlich sehr unbefriedigend ist, dass man nur so wenige Leute zulassen kann. Aber ich denke: Lieber so als gar nicht!"
Bühne auf der große Holzcontainer stehen aus denen Schauspieler schauen.
Die Inszenierung geht mit den Hygieneregeln auch durchaus spielerisch um. © Uwe Schinkel / Schauspiel Wuppertal
Von den Herausforderungen der nach neuen Hygieneregeln laufenden Proben und Aufführungen mit begrenztem Publikum, müsse man sich nicht zwangsläufig abschrecken lassen, sagt die Regisseurin. Es wäre gut, wenn man versuche, aus dieser Situation etwas Positives zu schöpfen. "Können wir nicht Sachen auch mal hinterfragen und überdenken", so Frick. "Was soll das Ganze mit diesen Zuschauerzahlen? Ist es nicht vielleicht auch eine Chance, die da durchscheinen kann, wenn man jetzt sagt, man kann jetzt eben gar nicht die Räume füllen."
Corona biete dem Theater auch neue Reflexionsmöglichkeiten, wie die Regisseurin unterstreicht. "Ich glaube, dass wir thematisch und inhaltlich überprüfen müssen, was hat diese Zeit mit uns gemacht? Oder was macht sie mit uns, wenn wir diesen Abstand wahren müssen zu anderen Menschen, wenn man immer so eine latente Angst hat, sich anzustecken, wenn man skeptisch ist, misstrauisch?"

Frei und kreativ trotz Hygieneregeln

Die Zusammenarbeit mit den Schauspielerinnen und Schauspielern sei verändert: "Ich habe jetzt die Erfahrung gemacht bei den Proben, dass wir auch sehr vorsichtig und respektvoll sind miteinander. Man muss genau abwägen: Wer hat mehr Angst, wen muss man schützen? Das ist auch eine große Aufgabe für uns Theatermacher, was man für Probenbedingungen schafft und wie man wieder frei und kreativ sein kann."
(amu)
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