Nominierungen für den Leipziger Buchpreis

Spiegelbild der gegenwärtigen Literatur

09:28 Minuten
Das Foto zeigt die Glashalle der Leipziger Buchmesse.
In Leipzig findet jährlich das Buchmessen-Spektakel statt - dazu gehört auch der angesehene Preis der Messe für Neuerscheinungen und Übersetzungen. © picture alliance / Jan Woitas / dpa-Zentralbild / dpa
Maike Albath und René Aguigah im Gespräch mit Frank Meyer · 11.02.2020
Audio herunterladen
Der Preis der Leipziger Buchmesse zeichnet herausragende deutschsprachige Neuerscheinungen und Übersetzungen aus. Nun wurden die Nominierungen bekannt gegeben. Unsere beiden Kritiker Maike Albath und René Aguigah sind mit der Liste rundum zufrieden.
Der mit 60.000 Euro dotierte Preis der Leipziger Buchmesse ehrt seit 2005 herausragende deutschsprachige Neuerscheinungen und Übersetzungen. Er wird in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung vergeben und in diesem Jahr am 12. März verliehen. Nun hat die Jury die Nominierungen bekannt gegeben. Die entsprechende Liste trifft bei unserer Literaturkritikerin Maike Albath als auch bei unserem Sachbuch-Redakteur René Aguigah auf Wohlwollen.

Grandioser Roman mit körperlicher Sprache

Nach Ansicht von Albath bilden die fünf Titel, die im der Sparte Belletristik nominiert sind, die gegenwärtige, deutschsprachige Literatur ab. Die Auswahl zeige eine "unglaubliche Vielfalt", betont sie: "Das begeistert mich sehr." Besonders hebt Albath "Stern 111" von Lutz Seiler hervor: Auf dieses Buch habe sie lange gewartet, es sei ein grandioser Roman mit einer Sprache, die etwas Körperliches habe. Aber auch für Verena Güntner, Maren Kames, Leif Randt und Ingo Schulze mit "Die rechtschaffenen Mörder" findet sie lobende Worte.

Theoretisch, umfangreich, hartleibig

René Aguigah wiederum hebt Armin Nassehis "Muster. Theorie der digitalen Gesellschaft" hervor. Das sei ein sehr umfangreiches und auch "hartleibiges" Werk, das er, als es veröffentlicht worden sei, angefangen und dann weggelegt habe. Die Nominierung sei für ihn jetzt ein willkommener Anlass, "mich da durchzubeißen". Auf dem Sachbuchmarkt gebe es eine riesige Vielfalt von Themen und Niveaus, betont Aguigah. Insofern verstehe er solche Nominierungslisten immer als ein Angebot: "Siehe hin, das sind qualitativ hochwertige Bücher."

Unsere Kollegin und Jury-Mitglied Wibke Porombka hält die nun veröffentliche Shortlist für eine "vielfältige und überraschende Liste". Das Besondere sei, dass nicht nur Romane auf der Liste stehen, sondern auch Lyrik – wie die das Buch "Luna Luna" von Maren Kames, das es mit der ganzen literarischen Tradition der Monddichtung aufnehme und etwas völlig anderes daraus mache. Auch in der Kategorie Übersetzung und Sachbuch seien sehr interessante und schöne Werke vertreten – wie das Buch "Das Jahr 1990 freilegen" von Jan Wenzel. Auch über die Arbeit der Jury spricht Wibke Porombka in dem Interview, das Sie hier nachhören können:

Belletristik
Verena Güntner:
"Power"
Maren Kames: "Luna Luna"
Leif Randt: "Allegro Pastell"
Ingo Schulze: "Die rechtschaffenen Mörder"
Lutz Seiler: "Stern 111"

Übersetzung
Pieke Biermann
- übersetzte aus dem amerikanischen Englisch "Oreo" von Fran Ross
Luis Ruby - übersetzte aus dem brasilianischen Portugiesisch "Tagtraum und Trunkenheit einer jungen Frau. Sämtliche Erzählungen I" von Clarice Lispector
Andreas Tretner - übersetzte aus dem Bulgarischen "Die Sanftmütigen" von Angel Igov
Melanie Walz - übersetzte aus dem Englischen "Middlemarch. Eine Studie über das Leben in der Provinz" von George Eliot
Simon Werle - übersetze aus dem Französischen "Der Spleen von Paris. Gedichte in Prosa sowie frühe Dichtungen" von Charles Baudelaire

(ahe)
Mehr zum Thema