Präsidentenwahl in Tschechien

"Junge Menschen sind wieder an Politik interessiert"

Der tschechische Schriftsteller Jaroslav Rudiš posiert in Leipzig auf der Leipziger Buchmesse.
Mehrere Literaturhäuser bescheinigen dem Dramatiker und Drehbuchautor Jaroslav Rudisch ein feines Gespür für die Alltagsängste der Menschen. © picture-alliance/dpa/ Jens Kalaene
Jaroslav Rudiš im Gespräch mit Elena Gorgis · 26.01.2018
In Tschechien findet die Stichwahl für das Präsidentenamt statt. Der prorussische Amtsinhaber Milos Zeman trifft auf den liberalen Politikneuling Jiri Drahos. Der tschechische Schriftsteller Jaroslav Rudiš sieht im Ausgang der Wahl ein Zeichen für ganz Europa.
Erst wählen, dann in die Sauna und dann in die Kneipe. Das sei sein festes Ritual vor Wahlen, sagt Jaroslav Rudiš, der seinen Wahlzettel bereits abgegeben hat.
"Es ist so ein Ritual, das ich hier auf dem Lande eingerichtet habe. Ich wohne zwischen Berlin und meiner böhmischen Kleinstadt. Ich stehe gerade vor unserem Gasthaus mit Freunden und wir finden es schön, in der Kneipe und in der Sauna über die Kandidaten zu diskutieren."

Auf dem Land sind nicht alle konservativ

Entgegen dem Klischee, dass der europafreundliche Kandidat Jiri Drahos nur in den großen Städten ein Mehrheit hat, stimmte Rudiš' Heimatstadt Turnov, die rund 100 Kilometer westlich von Prag entfernt liegt, bei den Vorwahlen für Drahos.
"Wir sind guter Hoffnung, dass er auch bei der Stichwahl hier gewinnt. Und auch wenn Drahos jetzt nicht gewinnt, bin ich mir sicher, dass diese Energie und das Interesse von jungen Menschen an der Politik bleibt. Wenn man sich umhört, spürt man die Lust auf eine Veränderung."

Ein Wechsel in Prag als Signal für Europa

Dass der liberale Kandidat Drahos, der zwar auch gegen eine Asylrechtsreform der EU ist, nicht nur eine gute Nachricht für Tschechien, sondern auch ein wichtiges Signal für einen Geisteswandel im von Populismus geplagten Europa ist, da ist sich Rudiš sicher.
"Das wäre wirklich ein Zeichen, nicht nur für meine Land, sondern für ganz Mitteleuropa. Ein sehr positives Signal, dass sich wieder vieles nach Europa bewegt. Ich und viele Freunde von mir, die sich für Europa einsetzen und sich als Europäer fühlen, würden sich freuen, wenn Milos Zeman einfach in Rente geht - und sich verabschiedet von der Prager Burg."
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