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Vor 275 Jahren wurde Luigi Boccherini geboren
Cellovirtuose und Komponist

Im 18. Jahrhundert stand die italienische Musik in ganz Europa hoch im Kurs. Auch der Italiener Luigi Boccherini wurde jahrzehntelang als Cellovirtuose und Komponist verehrt. Mit seinem individuellen Stil gab er vor allem der klassischen Kammermusik neue Impulse. Heute vor 275 Jahren wurde Boccherini geboren.

Von Helga Heyder-Späth | 19.02.2018
    Der italienishe Komponist und Violincellist Luigi Boccherini in einer zeitgenössischen Darstellung
    Der italienische Komponist und Violoncellist Luigi Boccherini in einer zeitgenössischen Darstellung: Boccherini wurde am 19. Februar 1743 in Lucca geboren und verstarb am 28. Mai 1805 in Madrid (picture-alliance / dpa / Röhnert)
    "Mit Erlaubniß von Ihrer Durchlaucht des Herren Marechall und Herzogen von Broglio, wird heute das dritte grose Concert gegeben. Monsieur Boccherini de Lucca, der berühmte Virtuos (!) unserer Zeiten, wird sich darinnen zu allgemeiner Bewunderung auf dem Violoncello im Concert und Solo producieren."
    Als Luigi Boccherini in Frankfurt am Main ein kurzes Gastspiel gibt, ist der junge Cellist gerade 18 Jahre alt und schon ein "berühmter Virtuose". Am 19. Februar 1743 wurde er in Lucca in der Toskana geboren. Schon früh erkennen die Eltern seine außergewöhnliche musikalische Begabung und fördern sie nach Kräften - so Professor Christian Speck von der Universität Koblenz-Landau.
    "Der Vater gab ihn frühzeitig nach Rom zu einem der führenden Cellisten. Und relativ früh finden wir dann Boccherini als Ausführenden eines Violoncellokonzerts in seiner Heimatstadt. Er ist 13 Jahre alt. Und von da ab geht es zunächst bis Florenz, dann Triest, und schließlich kommt er nach Wien an den Kaiserhof."
    Reise nach Madrid wird zum Wendepunkt
    Auf vielen Konzertreisen durch Europa zieht der junge Boccherini das Publikum in seinen Bann - in einer Zeit, in der das Violoncello kaum als Soloinstrument etabliert ist. Zu einem Wendepunkt im Leben des jungen Virtuosen und Komponisten wird eine Reise nach Madrid. Dort findet er 1770 beim spanischen Infanten Don Luis von Borbón eine gut bezahlte Anstellung als Kammermusiker. So wird Madrid für Boccherini zur zweiten Heimat.
    Dort schreibt er die meisten seiner Werke. Gelegentlich ist etwas für Sänger dabei. Aber seine Vorliebe gilt der instrumentalen Kammermusik im italienischen Stil, die er gerne mit spanischen Klängen würzt.
    "Boccherini ging als Cellist an das Komponieren heran, und das können wir ganz deutlich hören, wenn er dem Violoncello ein Solo zuweist. Hier geht das Violoncello oft bis in die Sopranhöhen hinauf, also konkurriert gewissermaßen mit den Violinen in der Brillanz. Was damit zusammenhängt, dass er selbst die Kammermusikwerke gespielt hat, andererseits damit, dass einer seiner Mäzene, der preußische König Friedrich Wilhelm der Zweite, ein eifriger Cellist gewesen ist, der gerne Boccherinis Werke gespielt hat.
    Vom König zum Kammerkomponisten ernannt
    "Seitdem ich begonnen habe, Ihre Instrumentalmusik zu spielen, schenkt nur sie mir völlige Befriedigung, und täglich erfreue ich mich an diesem Vergnügen."
    1786 ernennt der Preußenkönig Boccherini zu seinem Kammerkomponisten. Der schickt immer wieder Werke nach Berlin, lebt aber weiter in Madrid - auch als nach dem Tod von Don Luis die Engagements am spanischen Hof rar werden. In Abschriften kursieren Boccherinis Werke inzwischen in ganz Europa. In den 1790er-Jahren sorgt er verstärkt dafür, dass sie auch gedruckt werden.
    In den letzten Lebensjahren mehrt sich die Kritik an Boccherinis individuellen und melodiebetonten Werken. Gezeichnet von Krankheit und vom Tod von fünf Töchtern und zwei Ehefrauen, stirbt er am 28. Mai 1805. Erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird sein bedeutendes Werk wieder mehr gewürdigt.
    "Zunächst einmal hat er das Violoncellospiel weitergebracht durch seine Cellosonaten und -konzerte. Zweitens muss man sagen, dass er ein bedeutender Komponist der Kammermusik gewesen ist. Hier ist es sein Verdienst, als einer der Ersten Streichquartette komponiert und zum Modell ausgebaut zu haben. Und von dort aus ging er dann weiter zum Streichquintett und Streichsextett. Und auch dort müssen wir sagen, dass er innovativ gewesen ist."
    "Musik ohne Gefühle und Leidenschaft ist unbedeutend"
    Ungewöhnlich für das späte 18. Jahrhundert sind seine differenzierten, oft bildhaften Spielanweisungen. Sie unterstreichen die emotionale Wirkung der Musik, die Boccherini besonders wichtig war.
    "Ich weiß gut, dass die Musik dafür gemacht ist, um zum Herzen der Menschen zu sprechen. Musik ohne Gefühle und Leidenschaft ist unbedeutend."