Porzellan, Picasso und Porträts

Von Julia Kaiser |
Seit vergangenem Jahr findet, parallel zu den Salzburger Festspielen, auch die World Fine Art Fair in der fürstbischöflichen Residenz zu Salzburg statt. Die Messe der schönen Künste zeigt von der Zeichnung Picassos, über ägyptische Skulpturen bis hin zu Meissener Porzellan alles, was der Kunstmarkt hergibt.
Meissener Porzellan neben Zeichnungen von Picasso, Spieltische aus dem 18. Jahrhundert neben indischen botanischen Aquarellen, holländischen Altmeistern und antiken Statuen. Auf der Salzburg World Fine Art Fair gibt es alles, was das kunstinteressierte Herz begehrt - vom alten Ägypten bis zu Kunst des 21. Jahrhunderts, längst aber nicht so ungeordnet, wie es der Katalog vermuten lässt.

Der Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums in Wien, Wilfried Seipel, betrachtet ein blasses Mädchen vor einer Flusslandlandschaft, das einen Strohhut in der Hand hält.

"Wir stehen hier vor einem Gemälde von Edward Cucuel, das ist ein Amerikaner, der 1954 gestorben ist und der mir bisher vollkommen unbekannt war, der mich aber sofort in seinen Bann gezogen hat, so dass ich sofort, wenn ich es hätte, mein Scheckbuch herausgezogen und gekauft hätte. Das sind halt solche Erlebnisse, die zusätzlich zu den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zielsetzungen, die so eine Kunstmesse mit sich bringt, dazukommen, nämlich das persönliche Erleben. Und ich halte das vermehrt in einer Stadt wie Salzburg für wichtig, wo natürlich alles auf die Musik und das Theater konzentriert ist."

Der Rittersaal der Fürstbischöflichen Residenz gibt den edlen Rahmen, großzügig und unter hohen Zeltdecken geben die Standaufbauten viel Raum für die Kunstbetrachtung. Nur 27 Aussteller sind in diesem Jahr in Salzburg, sagt der Organisator der Messe, Bruce Lamarche.

"Wir schaffen eine exquisite Messe mit wenigen Ausstellern, aber hoher Qualität. Viele der Kunsthändler sind die größten ihres Spezialgebietes. Konrad Bernheimer für die Alten Meister, Jean-David Cahn für antike Skulpturen. Wir haben einen außergewöhnlichen Aussteller, Heribert Tenschert, der einer der weltführenden Händler alter Bücher und Handschriften ist. Alles ist wirklich wie in einem Museum - das eben nur für zehn Tage besteht."

Die Kunsthändler haben zusammenhängende Sammlungen dabei, aber auch ganz besondere Einzelstücke. Konrad Bernheimer, Spezialist für Alte Meister, zeigt ein Blumenbild, das großen Reichtum symbolisiert.

"Das ist ein besonders schönes Stillleben von Jan Brueghel dem Jüngeren, auf Kupfer. Ein besonders fein gemaltes Bild, Sie sehen hier in einem besonders schön gearbeiteten Glas des 16. Jahrhunderts mit Glasnoppen, damit einem das Glas nicht aus der Hand gleitet. Und dann dieser Blumenstrauß, angefangen von den Nelken, die ja damals gerade erst aus der Türkei und dem Orient eingeführt worden waren. Und sie kennen ja die Geschichten von der Tulpomanie im 17. Jahrhundert. Also, all das steckt in einem solchen Blumenbild des 17. Jahrhunderts drinnen."

Ein entscheidendes Erlebnis beim Messebesuch ist wohl, dass beinahe neben jedem Ausstellungsstück ein auskunftsfreudiger Experte steht, der das Stück nicht nur verkaufen will, sondern auch stolz seine Geschichte erzählt.

Für die Qualität stehen die Aussteller, zum großen Teil sind sie auch auf der TEFAF-Messe in Maastricht vertreten, der Ausstellung der European Fine Arts Foundation. Zu ihnen gehört auch Eberhard Kohlbacher aus Wien.

"Maastricht ist sicherlich eine der bedeutendsten und wunderbarsten Antiquitätenmessen international. Und hier haben sozusagen auch die entsprechenden Händler, die von Maastricht kommen, die Sache mit in die Hand genommen, um hier eine kleine aber ebenso feine Messe aus dem Boden zu zaubern."

Hinter vorgehaltener Hand nennt der Veranstalter seine Messe bereits jetzt ein kleines Maastricht. Doch einen Schönheitsfehler hat die Sache. Im Kalender internationaler Kunsthändler ist der August eigentlich ein Ferienmonat, sagt Konrad Bernheimer.

"Es wird natürlich langsam ein bisschen eng im internationalen Kunstmarktjahr. In einem knappen Monat sind wir schon wieder unterwegs auf die Biennale nach Paris. Was natürlich eine sehr große und wichtige Messe ist und das ist sicherlich der Grund, warum einige unserer Pariser Kollegen, die letztes Jahr noch hier waren, dieses Jahr nicht mehr mitgemacht haben, weil es ihnen zu eng wurde."

Die Salzburger Fine Art Fair steht also unter Erfolgsdruck. Mag sie so bezaubernd und schön sein, wie sie will.

"Man kann natürlich auch in Schönheit sterben, man weiß es nicht. Wie ein anderer, sehr viel schlauerer Mensch als ich schon mal sagte: "Man kann die Pferde zur Tränke führen, saufen müssen sie allein." So ähnlich ist es hier. Wir können eigentlich nur schöne Objekte präsentieren, aber ob dann die Leute wirklich kommen und kaufen, das werden wir am Ende sehen."

"Viele Leute entscheiden sich, im Sommer eine Woche lang hierher zu kommen, für Kunst und Kultur. Sie tun das bewusst, anstatt auf ihr Boot zu gehen oder am Strand zu liegen. Und deshalb geht unser Konzept auf. In diesem Jahr haben sich sogar viele Besucher angekündigt, die wegen der Messe nach Salzburg kommen. Wir versuchen, Synergien zu schaffen. Menschen, die zu den Salzburger Festspielen kommen, besuchen auch die Kunstmesse. Und Besucher der Kunstmesse wollen auch Festspielveranstaltungen sehen. Eine ideale Verbindung."

Eine etwas zwiespältige Situation. Will man als kulturinteressierter Besucher letztlich als Melkkuh für Kunsthändler gelten? Oder kann man es genießen, mit Besuch und vielleicht auch Kauf zum Überleben der Messe beizutragen, und damit gar dem Ansehen der bildenden Kunst in Salzburg auf die Sprünge zu helfen?

Noch ist die Salzburger Kunstmesse während der Festspiele ein Geheimtipp. Doch wer sie einmal besucht, der wird sie immer wieder sehen wollen, sagt noch einmal Wilfried Seipl.

"Diese Shibunkaku-Galerie, die hier japanische Kunst zeigt aus den 60er, 70er Jahren, aber auch ältere Kunst zeigt, das ist etwas völlig neues, das ist wirklich ein Highlight dieser internationalen Kunstmesse. Auch sie Sammlungen, die Cahn zeigt, nicht, dieser Torso nach dem Doryphoros des Polykleth, ist spannend. Bitte, wo sieht man so etwas schon, es kommt aus Privatbesitz in Paris. Also, es ist hier wirklich eine Blütenlese aus der gesamten Weltkunstgeschichte."