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Orthopädie
Physiotherapie bei Bandscheibenvorfall

Probleme mit der Bandscheibe sind vor allem schmerzhaft. Ohne eingehende Diagnose und anschließende Therapie bei einem Orthopäden lässt sich das Leiden kaum in den Griff bekommen. Ist die akute Phase überstanden, folgt als weitere Behandlung in der Regel eine Physiotherapie.

Von Mirko Smiljanic | 28.01.2020
    Viele Menschen leiden vor allem an Rückenschmerzen.
    Innerhalb einer konventionellen Reha wird häufig die Muskulatur gestärkt (dpa/picture alliance/Arno Burgi)
    Die Nähe zur Muckibude ist nicht zu übersehen: Laufbänder, Beinmaschinen, Crosstrainer und viele andere Geräte verteilen sich in den großzügigen Räumen der Reha-Abteilung des Sana Dreifaltigkeits-Krankenhauses Köln. Und doch gibt es einen zentralen Unterschied zum Fitness-Club: Wer hier trainiert, braucht medizinische Hilfe:
    "Ich habe jetzt seit gut einem halben Jahr einen Bandscheibenvorfall", erzählt diese 42-jährige Kölnerin.
    "Da gab es kein Ereignis, an dem ich das jetzt festmachen kann, sondern das hat sich, ich schätze jetzt mal über zwei Jahre, langsam aufgebaut und dann irgendwann vom Nachmittag in den Abend hinein setzten auf einmal die Schmerzen ein."
    "Ich bin nur noch gekrochen"
    Und zwar heftig! Normales Gehen war nicht mehr möglich, eigentlich sei sie nur noch "gekrochen", erinnert sich die Projektmanagerin der Universität Köln. Trotzdem hatte sie noch Glück im Unglück: Eine Operation sei nicht notwendig, diagnostizierte ihr Orthopäde, eine intensive konventionelle Reha würde reichen.
    Und genau die absolviert sie im Sana Dreifaltigkeits-Krankenhaus Köln. Zunächst überprüft Dr. Joachim Schebben, leitender Arzt der Abteilung für ambulante und stationäre Rehabilitation die muskuläre Situation der Patientin. Sie möge doch bitte mal auf einem Bein stehen:
    "Dann bitte mal auf die Zehenspitzen und ein paar Schritte auf den Zehen gehen, da sehe ich, ob zum Beispiel irgendwelche muskulären Ausfälle vorhanden sind, das gleiche auf den Hacken."
    Muskeltraining und Gleichgewichtsübungen
    Das sieht gut aus, dem eigentlichen Muskeltraining steht nicht im Wege:
    "Wir machen hier zum Beispiel Gleichgewichtsübungen. Hier in der Ecke sehen Sie ein Gerät mit einer Plattform, die elastisch aufgehängt ist und man kann den Grad der Stabilität variieren. Entweder ist es nur ein flaches Brett, auf dem man steht oder man kann Stück für Stück die Instabilität steigern. Und dann kommt ja das Muskelsystem zum Einsatz, das heißt, derjenige muss auf einem Bein stehen zum Beispiel auf diesem immer wackliger werdenden Brett, und dann wird die Muskulatur angespannt und indirekt trainiert."
    In einen großen Spiegel kann die Patientin zudem beobachten, wie ihr Körper auf die Gleichgewichtsübungen reagiert:
    "Sie sehen das ja selber, das linke Bein, das ist das betroffene, da muss ich mehr kämpfen, rechts ist die Stabilität viel höher."
    Neben dem Wackelbrett kommen noch andere Geräte zum Einsatz, die vor allem die sogenannten Rückstrecker trainieren.
    Nie die Schmerzgrenze überschreiten
    "Es geht gar nicht so sehr darum, dass man große Gewichte stemmt, es geht mehr um die Häufigkeit der Wiederholung. Es sollte ja nie die Schmerzgrenze erreicht oder überschritten werden, das heißt, man muss auch Dinge ausprobieren. Dann haben wir eine Kletterwand, wo dann auch der Schweregrad modifiziert werden kann und dann auch über diese Kletterbewegung, was ja auch die Koordination fördert, genau diese Muskelgruppen, die wir wollen, trainiert werden."
    15 Tage täglich sechs Stunden verteilt auf drei Wochen dauert die Behandlung, bei medizinischer Notwendigkeit kann das Training verlängert werden. Erste Erfolge sind bei der Patientin unübersehbar. Im besten Fall ist sie demnächst wieder schmerzfrei und beweglich. Was aber nicht bedeutet, dass sie kommentarlos ihr altes Leben fortsetzen kann. Einiges an ihrem Alltag wird sie ändern müssen, zum Beispiel ihren Arbeitsplatz:
    "Das ist tatsächlich schon erfolgt. Ich verfüge mittlerweile über einen höhenverstellbaren Schreibtisch, der Stuhl ist völlig in Ordnung. Es gibt auch dort über die Arbeitssicherheit, über den Arbeitsschutz eine Beratung und da bin ich sehr gut aufgehoben."