"Portugal, mon amour"

Von Hannelore Heider · 28.08.2013
Eine portugiesische Einwandererfamilie in Paris erbt in der Heimat. Was die snobistischen Hauptstädter in "Portugal, mon amour" anstellen, damit sie ihr angestammtes Dienstpersonal nicht durch Rückwanderung verlieren, hat Ruben Alves mit feiner Boshaftigkeit inszeniert.
Der Regisseur und Drehbuchautor Ruben Alves ist selbst ein Kind portugiesischer Einwanderer und er erzählt in seinem ersten Kinofilm auf komödiantische und warmherzige Weise über das Leben dieser großen Gruppe von Immigranten in Paris.

Die Ribeiros leben im schicken 16. Arrondissement, allerdings nicht als Mieter, sondern als Dienstpersonal. José arbeitet in einer Baufirma und ist so etwas wie der Super-Hausmeister des ganzen Viertels geworden, Maria ist die Concierge eines großen Mietshauses, in dem die Familie im Erdgeschoß auch eine kleine Wohnung hat. Sie feiern die fröhlichen Feste mit ihren Landsleuten und ihre fast erwachsenen Kinder fühlen sich längst wie geborene Franzosen. Da kommt ein Brief vom Anwalt und plötzlich ist alles anders. Josés Bruder ist in Portugal gestorben und so kann er endlich die ihm zustehende Erbschaft antreten – ein großes Haus mit viel Land in bester Lage.

Doch die Ribeiros stehen damit vor einem Problem: Sollen sie zurück in die Heimat, nach der sie sich all die Jahre gesehnt haben? Sollen sie dort endlich Glück und Wohlstand genießen? Und: Können sie ihre Kinder zwingen, ihr geliebtes Paris zu verlassen?

Die Ribeiros durchschauen die Pariser
Der komödiantische Funke entzündet sich, als die Nachbarn und Arbeitgeber erfahren, was ihnen droht, wenn die fleißigen, immer hilfsbereiten und vor allem wie selbstverständlich unterbezahlten Portugiesen gehen werden. Die Alarmbotschaft macht ihnen bewusst, was sie all die Jahre an den Ribeiros gehabt haben und schon versuchen sie mit kleinen Bestechungen, das Schlimmste zu verhindern. Maria bekommt eine neue Pförtnerloge und mehr Geld, José wird in der Firma, die nur seinetwegen die Konkurrenz überlebt, zum Vorarbeiter befördert. Die snobistischen Pariser frönen damit nur ihrem Eigennutz und die Ribeiros durchschauen dieses Spiel bald, trotzdem ändert sich mit ihrem Verhalten auch die Einstellung zu ihren Mitbürgern.

Sehr genau und mit feiner Boshaftigkeit beschreibt Ruben Alves die reichen Pariser mit ihrer zur zweiten Natur gewordenen nachlässigen und herabwürdigenden Haltung gegenüber ihrem ausländischen Personal. Doch weil er es mit leisem Humor tut und Paris dabei in ein warmes schönes Licht taucht, hat er die Franzosen gewonnen. Sein sozial genaues Filmmärchen wurde zum Überraschungserfolg des französischen Kinofrühlings.

Portugal, mon amour
Portugal/Frankreich 2013 - Regie: Ruben Alves, Darsteller: Rita Blanco, Joaquim de Almeida, Roland Giraud, Chantal Lauby, Barbara Cabrita, 91 Minuten