Pop Kultur - Jens Balzer zu BDS-Boykott

Diese Kampagne ist "völlig indiskutabel"

Der Journalist und Kritiker Jens Balzer
Der BDS-Boykottaufruf gegen das Popkultur-Festival ist antisemitisch, findet Jens Balzer. © Imago / Votos-Roland Owsnitzki
24.08.2017
Der Boykott-Aufruf der israel-kritischen Bewegung BDS gegen das Popkultur-Festival schlägt hohe Wellen. Mehrere Musiker haben ihre Teilnahme bereits abgesagt. Popkritiker Jens Balzer hält das für falsch: "Die Kampagne ist antisemitisch."
An diesem Wochenende hätten mehrere arabische KünstlerInnen beim Festival Pop-Kultur in Berlin auftreten sollen, doch sie haben abgesagt. Ebenso wie weitere Musiker aus anderen Ländern. Die israel-kritische BDS-Kampagne ("Boycott, Divestment and Sanctions", zu deutsch: "Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen") hatte zum Boykott aufgerufen, weil sich die israelische Botschaft an den Reisekosten für jüdische Künstler des diesjährigen Line-Ups beteiligt hatte.
Man dürfe diesen Boykott-Aufruf auf keinen Fall folgen, so Balzer im Deutschlandfunk Kultur. "Er ist im Kern antisemitisch - auch wenn diese Kampagne das natürlich abstreitet." Jüdische Künstlerinnen und Künstler würden ausschließlich als Vertreter ihres Staaates wahrgenommen. "Das ist völlig indiskutabel."
Das Festival habe auf die Kontroverse mit einem sehr ausgewogenen Statement reagiert, findet Balzer. Darin komme die Vokabel 'antisemitisch' nicht vor, was von vielen kritisiert worden sei, aber dennoch "sehr richtig" sei. Man habe versucht bei dieser Polarisierung, die gegenwärtig überall betrieben werde, "ein bisschen die Luft rauszulassen" und daraufhinzuweisen, dass möglichst viele Menschen aus verschiedenen Kulturbereich zusammen Musik machen.
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