Pop-Duo Tracyanne & Danny im Gespräch

"Früher gab es mehr Raum zwischen den Noten"

Tracyanne & Danny als Studiogast bei Deutschlandfunk Kultur
Tracyanne & Danny bei uns zu Gast- © Deutschlandfunk Kultur
Moderation: Vivian Perkovic · 05.11.2018
Das Duo Tracyanne & Danny orientiert sich am Sound der 60er und 80er - vor allem auch der Einfachheit der Melodien wegen. Ein Gespräch über das Arbeiten auf Augenhöhe und einen schweren Verlust.
Schlicht Tracyanne & Danny nennen sich Tracyanne Chapman und Danny Coughlan, wenn sie gemeinsam Musik machen. Dabei ist der Grund dafür, dass sich das Duo zusammengefunden hat, sehr traurig: Tracyanne ist die Stimme der britischen Band Camera Obscura, die seit Mitte der 90er mit ihrem Retro-Indie-Pop nicht nur die Insel verzaubert hat. Vor drei Jahren ist Carey Lander, die Keyboarderin der Band, an Krebs gestorben. Doch die Band hat sich nicht offiziell aufgelöst: Im Internet hat Tracyanne hat gepostet, dass Carey nur ihren Körper, aber nicht die Band verlassen habe.

Die Einfachheit der Melodien

Gefunden hat Tracyanne aber den Singer-Songwriter Danny Coughlan, der unter dem Namen Crybaby auch eine Schwäche für die Sounds der Vergangenheit an den Tag legt und für Texte über Verletzungen. Die beiden sind jetzt mit ihrem Debütalbum auf Tour und haben vor ihrem Berliner Konzert bei uns im Studio Halt gemacht.
Warum zielen die beiden Musiker mit Stücken wie "Alabama" eigentlich so sehr auf die Nostalgie des 60s-Sounds ab? Sie seien nun einmal älter geworden, sagt Tracyanne Campbell mit einem Lachen, und Danny Coughlan ergänzt: "Es geht in unserer Musik nicht nur um die 60er-Jahre, auch viel aus den 80ern ist darin. Aber es geht gar nicht so um die Referenzen, sondern um die Einfachheit der Melodien, auch um den Raum zwischen den Noten, und das gab es früher mehr."

Zusammenarbeit auf Augenhöhe

Die verstorbene Keyboarderin Carey Lander ist auch in der Musik von Tracyanne & Danny noch sehr präsent: "Nach ihrem Tod wollte ich einfach nicht mit Camera Obscura weitermachen", erklärt Tracyanne Campbell. "Wir mussten alle erstmal mit diesem Verlust fertig werden. Die Arbeit mit Danny war darum das Beste, was mir passieren konnte. Sie hat mir die Möglichkeit gegeben, mich auf etwas zu konzentrieren und hat mir so geholfen, weiterzumachen. Aber Careys Tod ist immer noch ein massiver Verlust. Mir ist es wichtig, dass ich Carey mitnehme auf meiner Reise als Musikerin, weil sie für mich so wichtig war."
Trotzdem war die Zusammenarbeit mit Danny Coughlan für Campbell auch eine Herausforderung: Sie war nicht mehr der Kopf einer Band, sondern musste sich auf eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe einlassen. Sie beschreibt sich selbst auch als eher "bossy", Coughlan dagegen als sehr großzügig. Doch laut Coughlan gebe es wenig Streit und ein gutes gemeinsames Verständnis dafür, was ein Song von den beiden verlange.
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