Politisches Feature

"Ich konnte wohl annehmen, dass meine Karriere gesichert sei."

Von Peter Lange · 26.06.2007
Mit 21 Jahren ist er Assistent von Erich Kleiber an der Berliner Staatsoper, mit noch nicht einmal 26 Jahren Städtischer Kapellmeister in Mainz - der Kölner Dirigent Hans Schwieger hat das Zeug zu einer Weltkarriere. Doch Schwieger will sich nicht von seiner jüdischen Ehefrau scheiden lassen.
Erst als Elsbeth Schwieger 1934 die Scheidung betreibt, öffnen sich für Hans Schwieger wieder die Türen zu den großen Konzertsälen. Er dirigiert in Danzig und Tokio, emigriert dann aber in die USA. Mit seiner Frau, die er wieder heiratet, schlägt er sich als Musiklehrer in der Provinz durch.

Er wird für über ein Jahr als feindlicher Ausländer inhaftiert, gründet ein Sinfonieorchester in South Carolina und übernimmt nach dem Krieg für fast 25 Jahre die Leitung des Kansas City Philharmonic Orchestra. Fast jährlich kommt er fortan zu Gastspielreisen nach Europa und auch in die Bundesrepublik. Für seine Vergangenheit und seine Geschichte interessiert sich hier allerdings niemand. Im Jahr 2000 ist Hans Schwieger in Florida im Alter von 93 Jahren gestorben.

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