Politik und Fußball

Habeck, Lindner und Scholz gleich Flick

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Porträt des Bundestrainers Hansi Flick.
Hat der Nationalmannschaft wieder eine Perspektive gegeben: Hansi Flick. © picture alliance /dpa / Markus Gilliar
Wolfram Eilenberger im Gespräch mit Axel Rahmlow · 12.10.2021
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Wolfram Eilenberger beherrscht das feuilletonistische Parallelisieren von Fußball und Politik: Während die Nationalelf wieder Spielfreude zeigt, verändern sich auch die politischen Verhältnisse. Für den Philosophen eine "hoffnungsfrohe Analogie".
Politik und Fußball - das wird intellektuellerseits gern zusammengedacht. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Denker auch vor dem Fernseher oder im Stadion sitzen, wenn Werner den Ball ins Tor müllert. Und dabei Lust und Freude an Analogien, Vergleichen und Parallelen entwickeln.
Der bekennende Fußball-Fan Wolfram Eilenberger ist so einer: "Wenn Sie sich mal vorstellen: Sie legen die Gesichter von Herrn Habeck, Herrn Lindner und Herrn Scholz zusammen. Sie morphen die in einem Programm: Das ist das Gesicht von Hansi Flick", witzelt der Philosoph.
Um dann doch zum heiligen Ernst der Sache zu kommen. Es sei ein "altes Spielchen", die Kanzler und Nationaltrainer feuilletonistisch zu parallelisieren, sagt Eilenberger.
Ein Spielchen, das er auch gern selber spielt. Der Philosoph verweist darauf, dass Bundestrainer Flick innerhalb weniger Monate einer Mannschaft, "die vollkommen zerfasert und motivationsfrei über den Platz lief, eine Struktur, ein Gesicht, eine Idee von sich selbst gegeben hat".
Gleiches wird auf der politischen Ebene nun auch von Scholz erwartet. Der Bundestrainer und der wahrscheinlich künftige Kanzler: Eilenberger spricht von einer "hoffnungsfrohen Analogie". Und dann sei Flick auch "gar kein Neuer", stellt Eilenberger fest - sondern der ehemalige Co-Trainer von Jogi Löw. So wie Scholz "eine Art Co-Trainer von Angela Merkel" gewesen sei.

Merkel & Löw: Wer soll es denn sonst machen?

Und noch eine Parallele sieht Eilenberger. Man habe bei der Nationalmannschaft drei Jahre zu lang gewartet, um das zu tun, was notwendig gewesen wäre, sagt er: Dem Verfall der Spielkultur durch einen Personalwechsel Einhalt zu gebieten.
Wie bei Jogi Löw habe es auch immer bei Angela Merkel geheißen: Wer soll's denn sonst machen? "Mir schien immer, das ist das schlechteste Argument für eine Person", betont der Philosoph. Hier wie dort habe Mutlosigkeit geherrscht.
Bei der Nationalmannschaft klappt's nun wieder, beim Verband, dem DFB, hingegen noch nicht. Und - kein Wunder - auch hier beherrscht Eilenberger das feuilletonistische Parallelisieren:
"Wenn der DFB nicht sehr bald sehr entschieden in seinen Strukturen vorgeht, dann wird er die nächste CDU: Nämlich ein Haufen Männer, die sich desorientiert fragen, warum sie keinen Zuspruch mehr erhalten."
(ahe)
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