Podcastkritik "SPIEGEL Update"

Lieblos für Smart Speaker optimiert

06:23 Minuten
Der Lautsprecher Amazon Echo - Alexa Voice Service steht am 01.09.2017 auf der IFA in Berlin und ist in lila Licht getaucht
Geeignet für Alexa und Google Home, aber monoton – der Nachrichten-Podcast SPIEGEL Update, findet Rezensentin Carina Fron. © dpa-Zentralbild / Picture Alliance / Britta Pedersen
Von Carina Fron · 21.09.2019
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Ein Podcast kann vieles sein: Krimi, Interview oder Reportage. Aber auch klassische Nachrichten gibt es inzwischen als Podcast. Seit Anfang September bietet der SPIEGEL sein eigenes News-Format. Warum das „SPIEGEL Update“ kein Hörerlebnis ist, erklärt unsere Kritikerin.
Die Idee, täglich Nachrichten als Podcast auszuspielen, ist nicht neu. Zahlreiche Medien haben das bereits als Zusatz zum normalen Angebot für sich entdeckt. Seit gut eineinhalb Wochen ist auch der "Spiegel" dabei: Das "SPIEGEL Update" erscheint mehrmals täglich, ist nur vier Minuten lang und ein Nachrichtenüberblick.
Schlagzeilen, kurz angerissene Themen, in regelmäßigen Abständen möglichst leicht verständlich präsentiert: Nachrichten eben. Das alles kennen wir aus den traditionellen Medien wie dem Fernsehen oder Radio. Nachrichten sind aber längst nicht mehr nur dort Zuhause. Eingezogen sind sie auch auf unterschiedliche Weise in die Podcasts.
Mit der altbekannten Art wartet jetzt auch der Podcast "SPIEGEL Update" auf.
Unter der Woche werden morgens, mittags und abends, am Wochenende jeweils einmal täglich; von verschiedenen Leuten Nachrichten vorgelesen – ja, ein besseres Wort als "gelesen" habe ich nicht.

Lieber erzählen, als runterrattern

In solchen Momenten erscheinen die vier Minuten jeder Episode so viel länger als sonst. Einige schreien mir jetzt sicher entgegen: "Nachrichten haben doch immer etwas Steifes!" Aber gerade ein Podcast wäre doch die Möglichkeit, das zu durchbrechen: zu erzählen statt runterzurattern – so wie es zum Beispiel die australischen Kollegen vom Label Mamamia bei "The Quicky" seit diesem Jahr tun.
Einerseits hat auch "The Quicky" die neuesten Nachrichten für den Hörer. Andererseits aber widmet sich der Podcast zusätzlich jeden Tag rund zehn Minuten einem Thema – schnell und trotzdem hintergründig. "SPIEGEL Update" liefert lediglich Schlagzeilen. Und ich geb’s zu: "The Quicky" hat außerdem ein fetziges Sounddesign und arbeitet mit Geräuschen und Gesprächen. Auch so was lockert auf, macht Lust auf mehr. Bei "SPIEGEL Update" aber klingt es fad.

Sprecher klingen wie "Leseroboter"

Bei aller Steifheit, verwirrt es mich dann, wenn die Hosts auf einmal doch irgendwie kommentieren, Stellung beziehen: "'Wiener Bremsklötze': Der EU-Unterausschuss im österreichischen Nationalrat hat gestern ..."
Menschlicher machen das die Sprecherinnen und Sprecher nicht – oder sollte ich sie "Leseroboter" nennen?
Aber noch etwas stört mich hier. Die Form von "SPIEGEL Update" erinnert mich an einen anderen Podcast: "Tagesanbruch" von T-Online. Den gibt es seit gut eineinhalb Jahren nicht nur schriftlich, sondern auch in vertonter Form als kommentierten Nachrichtenüberblick. Die persönliche Note vom "Tagesanbruch" versuchen die Sprecherinnen und Sprecher zumindest einzufangen.
Und da kommen wir zum Kernproblem von "SPIEGEL Update": ohne Persönlichkeit, kein Hörerlebnis. Monoton Nachrichten vorlesen können auch Maschinen, doch würde man von den Machern des Spiegel-Podcasts "Stimmenfang" doch etwas mehr erwarten.

Nur für Smart Speaker produziert

Klar, die Produktionsweise von "SPIEGEL Update" kostet wahrscheinlich nichts. Klingt auf jeden Fall lieblos. Und klar, um auf den Alexas und Google Homes dieser Welt gespielt zu werden, reicht das schon irgendwie – nur dafür scheint der Podcast gemacht.
Es mag Haarspalterei oder Definitionssache sein. Aber wenn es nach mir geht: Das "SPIEGEL Update" einen Podcast zu nennen, ist schon irgendwie eine Beleidigung für das Medium.
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