Plus Eins Extra: Lockerungsübungen (2)

Reif für die Insel

06:00 Minuten
Strandkörbe stehen auf dem Strand von Wenningstedt.
Das Rote Kliff zwischen Kampen und Wenningstedt ist für viele ein Sehnsuchtsort. Auch Babsi, Sanja und Laura freuen sich auf ein paar Tage frische Luft. © Getty Images / DEA / V. Giannella
Von Vanja Budde · 03.06.2020
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In strikter Isolation haben Babsi und Sanja über Monate in ihrem Brandenburger Dorf gelebt. Babsi war schwer krank und besonders gefährdet. Zu Himmelfahrt kommt die Erlösung: Die Therapie ist beendet und nach Sylt dürfen wieder Touristen.
Babsi und Sanja verbringen das Himmelfahrt-Wochenende alljährlich auf Sylt. In diesem Jahr hat es gerade so geklappt: Touristen sind auf den Nordfriesischen Inseln wieder erlaubt. Die beiden Frauen wissen: Manches wird anders sein als in den Jahren zuvor.
"Am meisten freue ich mich auf den Sandstrand und die frische Luft", sagt Sanja. Sie hatte gerade erst Geburtstag und konnte den wegen der Kontaktbeschränkungen nicht feiern. Nun freuen sich die beiden Frauen mit ihrer Tochter Laura auf ein ganz bestimmtes Restaurant, wo sie den Geburtstag nachfeiern wollen. Das Restaurant kennen sie aus den letzten Jahren, und hoffen, dass es schon wieder geöffnet hat.
Mutter und Tochter tragen Neoprenanzüge und sitzen am Strand. Sie blicken aufs Meer.
Babsi und Tochter Laura genießen Himmelfahrt am Strand von Wenningstedt auf Sylt.© Foto: privat
Sanja blickt auf die Zeit der Kontaktbeschränkungen zurück. Als ehemalige Lehrerin hat sie den Unterricht ihrer achtjährigen Tochter Laura übernommen. Sie hat versucht, von vornherein einen strukturierten Tagesablauf zu etablieren. Das hat auch oft für Streit gesorgt, gibt sie im Nachhinein zu.
Tochter Laura war schon sehr lange nicht mehr in der Schule, denn Babsi hatte als Ärztin die Gefahren der Pandemie schon früh erkannt und der Familie rechtzeitig Isolation verordnet.
Babsi war besonders gefährdet. Mitten in der Coronazeit erkrankte sie schwer und musste eine große Operation über sich ergehen lassen. Im Anschluss fuhren die Frauen mit ihrer Tochter von ihrem Dorf außerhalb Potsdams drei Wochen lang zur Strahlentherapie in die Charité nach Berlin-Mitte.
Sanja mag gar nicht daran denken, was gewesen wäre, wenn Babsi sich mit Corona infiziert hätte. "Abstand mussten wir uns manchmal regelrecht erkämpfen", sagt sie.
Doch all das gerät in Vergessenheit bei dem Gedanken an ein paar Tage auf der Nordseeinsel. Sie freue sich auf die Meeresbrise, sagt Babsi kurz vor der Abfahrt nach Sylt. Und sie hoffe, nach allem, was sie durchgemacht hat, dort entspannen zu können.
(nis)
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