Plädoyer für rosa Drops

Moderation: Jan Brachmann · 29.04.2012
Rosa Drops kann man mögen oder nicht. Für Claude Debussy war deren Verzehr offenbar eher eine Zumutung, denn wenn er Edvard Griegs "Lyrische Stücke" mit solchen Leckereien verglich, war das von dem scharfzüngigen Franzosen bestimmt nicht als Kompliment gemeint - für den Grieg-Kenner Jan Brachmann Anlass genug, sich der Verteidigung der über sieben Hefte verteilten 66 Klavier-Miniaturen anzunehmen.
Ein wenig steckt hinter der Geringschätzung dieser Werke, die sich ja nicht nur bei Debussy findet, die alte Gleichung musikologisch überambitionierter Köpfe: was leicht verständlich und eingängig ist, kann nicht wirklich gut sein. Doch diese Gleichsetzung des Eingängigen mit dem Anspruchslosen macht es sich zu einfach.

Brachmann zeigt, dass Griegs Musik trotz ihrer meist einfachen Strukturen und folkloristischen Grundierung durchaus auf der Höhe der zeitgenössischen Musikentwicklungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts steht. Seine pianistischen Kronzeugen dafür stammen vorwiegend aus Skandinavien und Russland – von Künstlern also, die in Regionen mit jenen besonderen natürlichen wie gesellschaftlichen "Beleuchtungsverhältnissen" groß geworden sind, denen die Klänge des Norwegers einen Teil ihrer Eigenheit verdanken.