Pionierinnen elektronischer Musik beim Festival „rainy days“

Les réalités acousmatiques

Von Leonie Reineke · 14.02.2019
Das Festival „rainy days“ in der Philharmonie Luxemburg setzt sich für eine stärkere Präsenz weiblicher Musikschaffender im Konzertbetrieb ein. Dazu gehört das Vergeben von Kompositionsaufträgen und das Wiederentdecken längst vergessener Musikstücke.
Die abendländische Musikhistorie wird als Geschichte erfolgreicher Männer erzählt. Frauen als autonome Schöpferinnen oder Entscheidungsträgerinnen im Musikbetrieb sind bis heute eine seltene Erscheinung, vor allem im Bereich der elektronischen Musik.
Es sind recht wenige Frauen im Musikbetrieb zu finden. Das war früher so, das ist auch heute noch so. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Einerseits spielt die Nicht-Akzeptanz und systematische Marginalisierung komponierender Frauen in früheren Jahrhunderten eine Rolle. Andererseits herrscht noch immer das Vorurteil, Frauen hätten generell weniger Interesse an Technik – weshalb sie gar nicht erst in Kontakt mit elektronischer Klangerzeugung gebracht werden.

Ein denkbar ungünstiges Setting also, das – so könnte man meinen – nicht viele Komponistinnen elektronischer Musik hervorgebracht hat. Doch wer genauerer recherchiert, wird feststellen, dass im Zuge der Nachkriegsavantgarde eine ganze Reihe von Komponistinnen aktiv war, die sich der Arbeit mit Tonband, Mischpult und Synthesizer verschrieben hatten. Erst in letzter Zeit werden sie allmählich wiederentdeckt und der Musikbetrieb beginnt, ihnen Aufmerksamkeit zu widmen.
Der modulare Moog des amerikanischen Erfinders Bob Moog stammt aus den 1960er Jahren und gilt als das erste ernst zu nehmende elektronische Gerät zum Erzeugen synthetischer Klänge.
Musikstudio mit Moog-Synthesizer - ein Medium für Komponierende, Männer wie Frauen.© dpa (Maximilian Schönherr)

Hommage aux pionnières

Lydia Rilling, die Leiterin des Festivals "rainy days", das alljährlich im November in der Philharmonie Luxemburg veranstaltet wird, setzt sich für eine stärkere Präsenz weiblicher Musikschaffender im Konzertbetrieb ein. Dazu gehört einerseits das Vergeben von Kompositionsaufträgen – wie etwa an Évelyne Gayou –, andererseits aber auch das Wiederentdecken längst vergessener Musikstücke, z.B. von Éliane Radigue oder Micheline Coulombe Saint-Marcoux. Die "rainy days" verbeugen sich mit einer Hommage vor Pionierinnen akusmatischer Musik.
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