Verdrängt und vergessen

Die unbekannten Helden der Musikgeschichte

1. August 1967: Frank Zappa hört sich die Aufnahmen zum Mothers of Invention-Album "We're Only In It For The Money" an. Ganz rechts im Bild Produzent Tom Wilson.Frank Zappa recording "We're Only In It For The Money"
Als Produzent schuf Tom Wilson (ganz rechts) bahnbrechende Alben, wie hier im August 1967 mit Frank Zappa. Doch er geriet in Vergessenheit. © Getty Images / Charlie Steiner
Von Fabian Wolff · 11.08.2022
Immer noch gängiges Muster in der Musikindustrie: Schwarze haben visionäre Ideen, aber den Ruhm und das Geld heimsen die Weißen ein. Die eigentlichen Pioniere werden vergessen. Wir stellen einige in einer fünfteiligen Reihe vor.

John Work III.

Der Musikforscher John Work III machte in den 1940er-Jahren Field Recordings von Bluesmusikern und entdeckte Muddy Waters. Er schreibt eine Studie zu afroamerikanischer Folkmusik, doch diese Pionierleistung wird seinem weißen Kollegen Alan Lomax zugeschrieben.

Tom Wilson

Als schwarzer Produzent schuf er mit weißen Musikern wie Bob Dylan, The Velvet Underground, Simon & Garfunkel oder Frank Zappa Meisterwerke der Popmusik. Dennoch ist Tom Wilson nicht in der Rock’n’Roll Hall of Fame vertreten.

Kool Herc & Cindy Campbell

August 1973: DJ Kool Herc legt auf einer Party in einem Jugendzentrum auf, bei der er die Instrumentalpassagen der gespielten Songs mit zwei Plattenspielern endlos verlängert. Sein Freund Coke La Rock spricht über die Beats und feuert das Publikum an: Hip-Hop war geboren. Dazu angeregt hatte ihn seine Schwester Cindy Campbell, die die Party veranstaltet hat.

Sylvia Robinson

Die Hip-Hop-Kultur begann mit den Campbells, Hip-Hop als Geschäft und Massenphänomen begann allerdings mit Sylvia Robinson. Die ehemalige R&B-Sängerin gründete das Label Sugar Hill Records, das erste Rap-Label der Geschichte. Mit "Rapper's Delight" und "The Message" lieferte sie die bis heute gültigen Blaupausen des Genres, das sich erst in den letzten Jahren für Rapperinnen öffnet.

Sylvester

Während in New York Hip-Hop begann, wurde in San Francisco Sylvester als Singer-Songwriter mit großen Disco-Hits wie "You Make Me Feel (Mighty Real)" bekannt. Mit dem rassistischen Backlash gegen Disco schwand auch Sylvesters Ruhm. 1988 starb Sylvester an AIDS. Schwarze queere Kultur zehrt seitdem von Sylvesters Erbe, dessen Name im kulturellen Gedächtnis allerdings kaum verhaftet geblieben ist.
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