Petra Hülsmann: "Das Leben fällt, wohin es will"

Überraschungsarmes Rührstück

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Cover Petra Hülsmann: "Das Leben fällt, wohin es will" © dpa / Bastei Lübbe /Combo: Deutschlandradio
Von Pia Rauschenberger · 08.06.2017
Die Überraschungen bleiben überschaubar, die Dialoge außerordentlich banal in diesem Roman. Wenn es im Sommer ganz heiß wird und komplexes Denken schwer fällt, kann das Buch durchaus Spaß machen. Ansonsten nervt die Protagonistin schnell mit ihrer naiven Art.
Bücher von Petra Hülsmann erkennt man schon von Weitem: Die Cover sehen alle ähnlich aus. Eine mädchenhafte Schnörkelschrift auf bunten Streifen umrandet von Blumen zieren ihre Werke. Die Titel korrespondieren mit dem lieblichen Design: "Hummeln im Herzen", "Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen" oder "Glück ist, wenn man trotzdem liebt" heißen ihre Romane.
Ihr aktuelles Buch "Das Leben fällt, wohin es will" bildet da keine Ausnahme. Damit hat Hülsmann es schon wieder innerhalb kürzester Zeit auf die Bestseller-Listen geschafft. Das liegt vermutlich daran, dass sie weiß, was Leser erwarten. Spätestens auf Seite fünf ist klar, wer am Ende doch noch ein Paar wird und dass die Protagonistin sich vom Partygirl zur jungen engagierten Frau entwickeln wird.
Die Geschichte handelt von Marie, die Ende 20 ist, sich mit Café-Jobs über Wasser hält und eigentlich aus einer wohlhabenden Hamburger Familie kommt. Statt einen Posten in der familiengeführten Werft anzustreben, versäuft sie ihre Nächte gern im Kiez und provoziert damit ordentlich ihren patriarchalen Vater.

Die Partymaus und ihre große krebskranke Schwester

Als ihre große, vernünftige Schwester an Brustkrebs erkrankt und als Geschäftsleitung der Werft ausfällt, muss Marie kurzfristig einspringen. Obwohl das Thema Brustkrebs in dem Roman ausführlich behandelt wird, bleibt die Geschichte überraschend luftig und leicht wie Maries Partyleben.
Die Autorin schafft es, die Leben der beiden Schwestern gegenüberzustellen, ohne dabei zu wertend zu sein. Ihr Buch gewinnt durch die Beschreibung der alltäglichen Mühe während der Krebsbehandlung an Tiefe. Sie hat das richtige Gespür, um den Verlauf der Chemotherapie aus der Perspektive der naiven Marie zu schildern, deren Leben bisher jeglicher Schwere entbehrt hat. In einer Szene beschreibt sie, wie Marie ihrer großen Schwester die Haare schneidet, die auszufallen beginnen:
"Christine zuckte ständig zusammen und sog schreckhaft die Luft ein. Doch bis auf ihre Panikgeräusche und das Klick-Klick der Schere war nichts zu hören. »Und? Haben Sie dieses Jahr schon Ihren Urlaub geplant?«, erkundigte ich mich, ganz im Frisörinnen-Modus."

Manchmal zu rührselig

An solchen Stellen wird das Buch manchmal etwas rührselig, aber der Kontrast zwischen den beiden ungleichen Schwestern hilft, um das schwere Thema Brustkrebs zu verdauen.
Die Überraschungen bleiben aber überschaubar, die Dialoge außerordentlich banal in diesem Roman. Wenn es im Sommer ganz heiß wird und komplexes Denken schwer fällt, kann das Buch durchaus Spaß machen. Ansonsten nervt die Protagonistin schnell mit ihrer naiven Art, dass es anstrengend ist, nicht ständig beim Lesen die Augen zu verdrehen.

Petra Hülsmann: Das Leben fällt, wohin es will
Bastei Lübbe Verlag, Köln 2017
512 S., 10 €

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