PeterLicht: "Wenn Wir Alle Anders Sind"

"Überall liegt ein Filter drauf"

Der Indie-Pop-Musiker und Autor PeterLicht liest am 19.03.2015 im Rahmen des internationalen Literaturfestivals Lit.Cologne in Köln.
Musiker und Autor PeterLicht © imago/Horst Galuschka
PeterLicht im Gespräch mit Martin Böttcher · 17.10.2018
Wer in der Musik Autotune einsetzt, gilt in den Augen vieler als unauthentisch. Der Musiker PeterLicht macht auf seinem neuen Album davon viel Gebrauch, sieht darin aber eine Parallele zu sozialen Netzwerken. Filter für Fotos seien so etwas wie "visueller Autotune".
Passt "Die Internationale", das Kampflied der sozialistischen Arbeiterbewegung, noch in unsere Zeit? Nein, findet der Musiker PeterLicht. "Da ist zu viel Geschichte drüber gelaufen". Das Lied erzähle im Original von einer Utopie des menschlichen Miteinanders.
"Aber die Geschichte der Utopie ist eben die Geschichte der Korruption der Utopie durch die Zeit."
Politische Lieder seien vermintes Gelände. Für sein neues Album "Wenn Wir All Anders Sind" hat er eine neue Version des Liedes aufgenommen: "Emotionale/Hört Die Signale".
PeterLicht wurde Anfang der Nullerjahre mit dem Song "Sonnendeck" bekannt. Auch wenn das neue Album nach eigenen Angaben typisch für den Künstler sei, habe sich viel getan.
"Ich habe zwischenzeitlich die Abschaffung einer ganzen Industrie erlebt", sagt er mit Blick auf große Plattenfirmen. Er selbst sei "erwachsener" geworden.

Keine Ironie

Ironie als Stilmittel lehnt PeterLicht ab. "Das ist ein Mittel der Trennung, der Abtrennung. Dass ich nicht das bin, was ich bin. Ich finde es immer gut, von den Dingen zu singen, die unwiderlegbar sind."
Auf dem neuen Album ist auch der Autotune-Effekt zu hören. "Der Autotune ist der Indie-Hades", meint PeterLicht. Wer ihn überschreite und den Effekt einsetze, verliere in den Augen vieler an Authentizität. Das finde er interessant. Außerdem erkenne er im musikalischen Technikeinsatz einen Parallele zu unserer Gegenwart.

Wir gestalten uns zu Produkten

So empfindet er Algorithmen in sozialen Netzwerken, die automatisch Bilder bearbeiteten und Gesichter glätteten, als "visuellen Autotune". Er finde es interessant, "wie wir uns zu Produkten gestalten. Überall liegt ein Filter drauf."

Hören Sie hier auch einen Beitrag zum Song "Menschen" von Gesa Ufer.
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(chr/abu)
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