Peter Serkin spielt Arnold Schönberg

Elektrisierte Stille

54:46 Minuten
Der Pianist Peter Serkin am Flügel bei einem Konzert in San Diego (USA) im Jahr 2006
Der Pianist Peter Serkin am Flügel bei einem Konzert in San Diego (USA) im Jahr 2006 © imago/ZUMA Press
Vorgestellt von Carolin Naujocks · 20.05.2021
Es war der Abend jenes Dienstags, an dem die spektakuläre Zerstörung der New Yorker Twin Towers die Weltöffentlichkeit lähmte. Peter Serkin sollte im Rahmen der Berliner Festwochen das Solo-Klavierwerk von Schönberg aufführen.
Das Publikum wusste nicht, ob der in New York ansässige Künstler tatsächlich spielen würde. Der intellektuelle Klavierpoet mit dem Sinn für ebenso schillernde wie glasklare Töne, setzte sich ans Klavier - die Zuhörer waren gebeten, von Applaus abzusehen.
Ein Kritiker beschrieb die damalige Atmosphäre des Schönberg-Schwerpunkts: "Die Ferne, die sich dabei auftut, dient dem Verständnis der Musik ebenso, wie sie den Gedanken, dem Gedenken oder dem Schmerz des einzelnen im Umgang mit der Musik ihren freien Raum lässt."

Die Musik wird atonal

Obwohl Arnold Schönbergs Drei Klavierstücke op. 11 aus dem Jahr 1909 die ersten atonalen Stücke überhaupt darstellen, sind sie der Ausdruckswelt von Johannes Brahms noch seltsam nahe. Die zwei Jahre später entstandenen Sechs kleinen Klavierstücke op. 19 dagegen, kommen noch elementarer, als flüchtige Momentaufnahmen daher, die, ebenso reduziert wie konzentriert, in den zur gleichen Zeit entstandenen Bagatellen für Streichquartett von Anton Webern ihr Pendant haben.

Die Erfindung der 12-Ton-Technik

Sowohl Schönbergs Fünf Klavierstücke op. 23 als auch die Suite für Klavier op. 25 stammen aus der experimentellen Frühphase der 12-Ton-Technik. Die Arbeit an beiden fand nahezu gleichzeitig statt. Der Walzer, das Schlussstück aus op. 23, gilt als das erste zwölftönige Stück überhaupt. Eine vollständige Reihe von 12 Tönen wird in stetiger Kreisbewegung immer wieder durchlaufen.

Mit der Klaviersuite op. 25 hat Arnold Schönberg versucht, das von ihm erfundene Verfahren einer systematischen Reihenkomposition auf traditionelle Satztypen anzuwenden, quasi um ihre Variabilität und expressive Leistungsfähigkeit angesichts der historischen Vorbilder zu beweisen.

Arnold Schönberg
Drei Klavierstücke op. 11 (1909)
Sechs kleine Klavierstücke op. 19 (1911)
Fünf Klavierstücke op. 23 (1920-1923)
Suite für Klavier op. 25 (1921-23)
Peter Serkin, Klavier

Ausschnitte aus dem Konzerts vom 11. September 2001 im Kammermusiksaal der Philharmonie im Rahmen der Berliner Festwochen

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