Peter Kemper: „Eric Clapton – ein Leben für den Blues“

Der verehrte Semi-Rassist

Eric Clapton mit seiner Fender Stratocaster Gitarre auf der Bühne in Rom 1986.
Eric Clapton verdankt seine Karriere den Vorleistungen afroamerikanischer Bluesmusiker. Doch schwarzen Menschen begegnete er feindlich. © Getty Images / Luciano Viti
Peter Kemper im Gespräch mit Carsten Beyer · 14.02.2020
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Eric Clapton spielte als Weißer den afroamerikanischen Blues. Schwarze Fans beschimpfte er aber auf das Übelste. Der Musikjournalist Peter Kemper ergründet in seiner neuen Biografie über den Musiker diesen Widerspruch.
Anfang der 60er Jahre entdeckten Jugendliche in England den Blues, während er in den USA, der Heimat des Blues, fast in Vergessenheit geraten war. Das habe er bei der Recherche zu seiner neuen Biografie über Eric Clapton festgestellt, erzählt der Musikjournalist Peter Kemper.
Damals spielte der Gitarrist und Sänger noch bei der Band Cream. Zu dieser Zeit erschien das Album "King of the Delta Blues Singers" mit Material des amerikanischen Bluesmusikers Robert Johnson, der 1938 im Alter von 27 Jahren ermordet worden war.

Ein paar gute Jahre wie Robert

Claptons ganze Karriere versteht Kemper als Suche nach dem Geist von Robert Johnson. Das Album habe Clapton berührt und inspiriert und Johnson wurde zur Identifikationsfigur für ihn, sagt Kemper, und er blieb es ein Leben lang. Selbst in den Jahren seiner Alkohol- und Drogensucht habe Clapton einmal mit Bezug auf den so früh verstorbenen Johnson gesagt: "Ein paar gute Jahre wie Robert und dann ab."
Ein Vorfall, der Kemper lange beschäftigt hat, stammt vom 5. August 1976 in Birmingham. Bei einem Konzert beschimpfte Clapton die schwarzen Konzertbesucher aufs Übelste als "widerliche Kanaken Nigger" und forderte "Keep Britain White!". Anschließend machte er Werbung für den ultrarechten Politiker Enoch Powell.
Als Reaktion wurde Clapton, dessen Spitzname "Slow Hand" ist, anschließend in Leserbriefen als "Slow Mind" bezeichnet. Schließlich verdankte er seine ganze Karriere den Vorleistungen schwarzer Bluesmusiker. Auch in den Folgejahren habe es nur halbherzige Distanzierungen Claptons von diesem Vorfall gegeben, sagt Kemper.

Botschafter des Blues

Noch 2017 bezeichnete sich Eric Clapton als "Semi-Rassist". Die Schizophrenie seines Lebens, sagt Kemper, sei, dass Clapton sich mit schwarzen Musikern, mit denen er zusammen spielte, verbrüderte. Gleichzeitig habe er schwarze Mitbürger in seiner Umgebung, die keine Künstler waren, missachtet.
Trotz alledem und der intensiven Beschäftigung mit dem Künstler und Menschen Eric Clapton, sei Kemper am Ende seiner Recherche nicht enttäuscht gewesen. Er schätze Clapton als Botschafter des Blues. Er habe es geschafft, Amerika sein fast vergessenes Erbe, den Blues, wieder bewusst zu machen. Dafür sei Eric Clapton ein Platz in der Musikgeschichte sicher.
(nis)

Peter Kemper: "Eric Clapton. Ein Leben für den Blues"
Reclam, Stuttgart 2020
272 Seiten, 24 Euro

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