Persona non grata

Von Michael Langer · 28.06.2013
Kaum hatte King Kong der weißen Frau tief in die Augen geschaut, war es auch schon um ihn geschehen. Aus dem Dschungel verschleppt und ausgestellt in New York, wo er nichts verloren hatte, wurde der Affe bekanntlich zum Abschuss freigegeben.
Sein Sturz vom Empire State Building ist legendär. "If you can make it there, you‘ll make it anywhere." Der Rest ist Filmgeschichte. In Wirklichkeit war und ist es viel schlimmer. Denn noch immer – auch dort, wo er rein gar nichts verloren hat - jagt der Mensch den Menschenaffen.

Dabei sind Menschenaffen genetisch gesehen unsere nächsten Verwandten. Außerdem zeigen sie Verhaltensweisen, die sie als individuelle Personen erkennen lassen. Wer aber als Person gilt, der genießt auch bestimmte Rechte. Das Great Ape Project fordert drei Grundrechte für Menschenaffen: das Recht auf Leben, den Schutz ihrer individuellen Freiheit und das Verbot der Folter.

Was macht eine Person eigentlich aus? Ist der Menschenaffe wenigstens persona non grata? Wer findet Aufnahme in den Kreis der moralisch Gleichen? Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans? Die Bonobos nicht zu vergessen! – Und warum dann nicht gleich auch Vampire?

In Alan Balls TV-Serie "True Blood" kämpfen Vampire bereits um ihre Bürgerrechte und vor allem um ihre Gleichstellung mit dem Menschen. Diese Fiktion ist allen trägen Debatten mindestens eine Nasenlänge voraus und stellt im Gewand populärer Unterhaltung wichtige zivilisatorische Fragen wie diese: Sind tatsächlich nur Menschen Personen? Als die weiße Frau dem Vampir zu tief in die Augen schaute, war es jedenfalls auch um sie geschehen.

Regie: der Autor
DLF 2013