Perlen deutscher Filmkunst

Opas Kino auf YouTube

Der Schauspieler, Entertainer und Sänger Peter Alexander "schultert" als Valentien Haase in dem Film "Hilfe - Meine Braut klaut" von 1964 seine Braut (Conny Froboess). Der Österreicher, der eigentlich Peter Alexander Neumayer heißt, wurde am 30.6.1926 in Wien gebore
Opas Kino: Peter Alexander und Cornelia Froboess in dem Film "Hilfe, meine Braut klaut". © picture alliance/dpa/Georg Goebel
Thomas Groh im Gespräch mit Gesa Ufer · 01.12.2016
Das alte westdeutsche Kino war gar nicht so schlecht. Dominik Graf hat ihm in einem Doku-Film ein Denkmal gesetzt. Wer Lust auf die Perlen deutscher Filmkunst bekommt, wird bei YouTube fündig. Filmjournalist Thomas Groh erzählt, wer hinter dem "Heimatfilme"-Kanal steckt.
Am 2. Dezember läuft auf Arte eine Fernsehversion von Dominik Grafs auf der Berlinale gezeigtem BRD-Kino-Dokumentarfilm "Verfluchte Liebe deutscher Film". Darin geht es um Außenseiter der westdeutschen Filmgeschichte - aber auch um typische Kinoproduktionen der Wirtschaftswunderjahre. Graf übt auch Kritik am, für sein Empfinden, durch Fördergeld-Bürokratie jeder künstlerischen Inspiration beraubten aktuellen deutschen Film. Das alte BRD-Kino mit seinen Schwarzwaldmädeln, Peter-Alexander-Filmen und sonstigen Komödien esei zwar oft recht betulich, aber sinnlicher, abenteuerlustiger und wendiger gewesen als das, was heute produziert werde.

Die Resterampe des Kirch-Konzerns

Das ist starker Tobak für heutige Filmemacher. Dominik Graf habe jedoch nicht ganz Unrecht, sagt der Filmjournalist Thomas Groh. Filmideen in den 50er- und 60er-Jahren seien schnell umgesetzt und produziert worden, denn sie mussten - in den Zeiten vor der Filmförderung - schlicht viel Geld in den Kinos abwerfen, um die Produktionskosten wieder reinzuholen. Das habe die Filmindustrie der Wirtschaftswunderjahre flexibler und wendiger gemacht.
Dominik Graf: Seine Doku-Film ist eine Liebeserklärung an das alte westdeutsche Kino.
Der Filmregisseur Dominik Graf © dpa / picture alliance / Martin Schutt
Groh empfiehlt allen, die nach Grafs Film Lust auf Perlen deutscher Filmkunst bekommen haben, den YouTube-Kanal "Heimatfilme": Über 100 Filme aus alten Beständen des vor Jahren insolvent gegangenen Kirch-Konzerns in teilweise sehr guter Qualität können über den Kanal abgerufen werden, darunter neben Heimatfilmen auch Krimis und sogar Western. Dahinter, sagt Groh, stecke die Kineos GmbH, die den alten "Kirch-Stock auswertet".
Zu Grohs persönlichen Favoriten des "alten" Kinos gehören Film wie "Blutiger Freitag" mit "Seewolf" Raimund Harmsdorf (1972) und "Herzblatt oder Wie sage ich es meiner Tochter" mit Georg Thomalla (1969).

Ein Kanal für Filmperlen

Über die Beweggründe des Unternehmens mutmaßt Groh:
"Was ich mir vorstellen könnte (…) ist, dass die so ein bisschen auf den Smart TV-Trend aufsetzen wollen. YouTube ist mit Smart TVs eigentlich nur noch ein Fernsehsender unter anderen auf dem Gerät."
Mit der entsprechenden App könne man sich die Filme, ähnlich wie mit Netflix, "blitzschnell auf den Bildschirm holen. Und ich glaube, darauf spekulieren die auch so ein bisschen. Deshalb sind die Filme auch in recht guter Qualität". Wer sie sich anschaut, muss allerdings, wie auf YouTube üblich, mit Werbung rechnen.

"Verfluchte Liebe deutscher Film" von Dominik Graf wird am 2. Dezember 2016 von Arte um 21.40 Uhr ausgestrahlt.

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