Performance von Gob Squad in Berlin

Unangenehme Fragen nach der eigenen Vergänglichkeit

Die Performer von Gob Squad und ihre Gäste proben für die Produktion "Creation - Pictures for Dorian".
Die Performer von Gob Squad und ihre Gäste proben für die Produktion "Creation - Pictures for Dorian". © © Gob Squad
Susanne Burkhardt im Gespräch mit André Mumot · 28.04.2018
"Creation – Pictures for Dorian" heißt das neue Stück von Gob Squad. Das deutsch-britische Kollektiv beschäftigt sich darin mit dem Altwerden von Theaterkünstlern – immerhin sind die Performer selbst inzwischen sogenannte Middle-Ager. Eindrücke von den Proben.
Gob Squad – ein Performancekollektiv, das es jetzt seit fast 25 Jahren gibt: Mal sperren sie Kinder in einen riesigen Glaskasten und lassen sie an einem Abend die Lebensstationen eines Menschen durchlaufen. Mal rekonstruieren sie frühe Warhol-Filme als Live-Performance. In ihrer neuesten Produktion "Creation – Pictures for Dorian" lassen sie sich von Oscar Wildes Romanfigur Dorian Gray inspirieren.
Die Frage, um die dort alles kreist: Wie gehen Künstler mit dem eigenen Altwerden um? Deutschlandfunk-Kultur-Theaterredakteurin Susanne Burkhardt war bei mehreren Gob-Squad-Proben dabei und berichtet bei Rang 1, worum es an diesem Abend wirklich geht.

Performer gehören selbst zu den Middle-Agern

"Die Performer sind ja jetzt seit fast 25 Jahren zusammen und gehören inzwischen selbst zu den Middle-Agern. Erfahrungsgemäß, wenn dann die Lebensspanne nach und nach übersichtlicher wird, beschäftigen einen Themen wie Zeit, Vergänglichkeit, Schönheit, Altern und Macht natürlich noch mal anders", erklärt Susanne Burkhardt. "Und besonders für Menschen, die auf der Bühne stehen und praktisch ihren Körper zur Verfügung stellen, sich präsentieren, ist natürlich der Blick auf sich selbst als Künstler und Darsteller noch mal anders."
Die Performer von Gob Squad und ihre Gäste proben für die Produktion "Creation - Pictures for Dorian".
Die Performer von Gob Squad und ihre Gäste lassen sich von Oscar Wildes Romanfigur Dorian Gray inspirieren.© © Gob Squad
Bühnenkünstler, die am Anfang ihrer Laufbahn stehen, treffen hier auf ältere Kollegen, die ihre Karriere bereits hinter sich haben. Beide Gruppen werden von den Performern dazu getrieben, sich auch mit unangenehmen Fragen nach der eigenen Vergänglichkeit auseinanderzusetzen.
Dabei steht schon fest: Die Produktion wird auf Tournee gehen, wird in Rotterdam und mehreren englischen Städten Halt machen – und seine Protagonisten jeweils neu casten.

Selbstvergewisserung einer alternden Performer-Gruppe

Der Grundton scheint melancholisch, wie auch Susanne Burkhardt bestätigt: "Eine große Hoffnung wird da nicht gezeigt. Ich hatte eher das Gefühl, dass Gob Squad als alternde Performer-Gruppe eine Art Selbstvergewisserung durchführt und sich selber fragt: Okay, was kommt denn jetzt und wie lange kann ich das eigentlich noch machen. Aber das endet nicht so pessimistisch, weil die ältesten Darsteller ja doch eine Kraft ausstrahlen.
Man muss sich um Gob Squad, glaube ich, keine Sorgen machen als alternde Performer. Ich glaube, die versuchen einfach schon mal, in diese Richtung zu schauen und mit dem Gedanken zu spielen: Was ist denn, wenn diese Attraktivität oder diese Aufmerksamkeit nachlässt? Das ist, glaube ich, kein depressiver Abend, sondern es gibt auch schon sehr viele auch lustige Momente."

Creation - Pictures for Dorian
Performance von Gob Sqad mit Gästen
Premiere im HAU - Hebbel am Ufer in Berlin am 2.5.2018

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