PEN-Zentrum Deutschland

Für Vielfalt statt Einfalt in Chemnitz

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Die Schriftstellerin Regula Venske ist Präsidentin des PEN-Zentrums Deutschland.
Die Schriftstellerin Regula Venske ist Präsidentin des PEN-Zentrums Deutschland. © imago/Rüdiger Wölk
Regula Venske im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 16.04.2019
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Chemnitz hat den Ruf, eine rechte Hochburg zu sein. Trotzdem veranstaltet die Schriftstellervereinigung PEN ihre Jahrestagung in der sächsischen Stadt. PEN-Präsidentin Regula Venske sagt, die Autoren wollten mit dem "anderen Chemnitz" in Kontakt kommen.
Ende August 2018 wurde am Rande des Chemnitzer Stadtfestes ein Mann erstochen, zwei weitere wurden schwer verletzt und ein rechtsextremer Mob griff Migranten, Demonstranten, Polizisten, Presseleute und zufällig daher kommende Passanten an. Ein jüdisches Restaurant wurde beschädigt. Dieses Jahr wird das Stadtfest ausfallen. Nicht ausreichend für Sicherheit gesorgt zu haben, sagen die Veranstalter, hänge ihnen wie ein Klotz am Bein.

Wechsel zwischen Idylle und Moderne und Ost und West

Das PEN-Zentrum Deutschland schreckt das schlechte Image der Stadt, die doch Europäische Kulturhauptstadt werden möchte, nicht. Im Mai kommen PEN-Mitglieder zur Jahrestagung nach Chemnitz zusammen. Schriftstellerin Regula Venske, Präsidentin des PEN, erläutert, dass die Entscheidung für Chemnitz als Austragungsort des Jahrestreffens schon vor Jahren gefallen ist:
"So was hat ja einen längeren Vorlauf. Wir haben beim PEN die Tradition, dass wir uns darum bemühen, zwischen Groß- und Kleinstädten abzuwechseln, zwischen Idylle und Moderne, zwischen Nord und Süd und natürlich auch zwischen Ost und West."
Der PEN sei in Chemnitz mit offenen Armen und viel Interesse an Kultur und Literatur empfangen worden, sagt Venske. "Diese schrecklichen Bilder, die uns alle bestürzt haben, sind Chemnitz - aber nicht nur", so die 63-Jährige.

"Poetisch-politische" Manifestation

Um mit diesem anderen Chemnitz in Kontakt zu kommen, sei auch eine "poetisch-politische Manifestation" auf dem Theaterplatz geplant. "Da erwarten wir vielleicht so 1000 Menschen, die dann für Vielfalt statt Einfalt ihre Meinung bekunden", sagt Venske.
Auch die Restaurants, die im Sommer 2018 vom rechten Mob überfallen wurden, werden bei der Jahrestagung eine Rolle spielen - als Orte von Lesungen, z. B von Eva Menasse oder Nora Bossong.
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