Kulturnachrichten
Montag, 6. Oktober 2014 Peer Augustinski ist mit 74 Jahren gestorben
Berühmt mit "Klimbim" und als Sprecher - an Peer Augustinski kam kein Fernsehzuschauer vorbei
Mal war er der verklemmte Kurschatten, dann der streng gescheitelte Steuerbeamte oder der goldkettchenbehängte Zuhälter: Die Rollen in der Comedy-Serie "Klimbim" machten Peer Augustinski in den 70er Jahren in Deutschland berühmt. Am Freitag starb der Schauspieler im Alter von 74 Jahren. 2005 hatte er einen schweren Schlaganfall erlitten, sich aber in den Folgejahren zurückgekämpft. Die Synchronrolle seines Lebens bekam er in den späten 80ern, als er die deutsche Stimme des US-Schauspielers Robin Williams («Der Club der toten Dichter») wurde. In rund 40 Filmen synchronisierte er den diesen Sommer gestorbenen Schauspieler, zuletzt 2009. In Serien lieh er ebenfalls Kollegen seine Stimme, so etwa ein Dutzend Mal Barry Humphries in «Ally McBeal». Auch als Sprecher machte er sich einen Namen. So übernahm er für die Aufnahme einer Hörbibel die Rolle des Pilatus.
Schauspieler und Weggefährte Wichart von Roëll (77) erinnert sich gerne an seinen verstorbenen Kollegen Peer Augustinski. "Peer war ein Artist und Clown", sagte von Roëll heute in Recklinghausen. Vor zehn Jahren gingen die beiden Komödianten mit dem Theaterstück "Die Klimbim-Familie lebt" auf Tournee und lieferten erneut Sketche und Klamauk wie einst in der Kultserie der 1970er Jahre. Weil sie eine Garderobe geteilt hätten, seien lange interessante Gespräche mit Augustinski zustande gekommen, die eine Freundschaft hätten wachsen lassen, sagte von Roëll, der den militanten Klimbim-Opa Benedikt gespielt hatte.
"Ich war immer beeindruckt von Peers körperlicher Präsenz auf der Bühne und vor der Kamera. Er konnte Handstand mit Überschlag und baute oft solche Fertigkeiten ein. Auch seinen satirischen Humor habe ich sehr gemocht", sagte von Roëll.
Jury würdigt ins Magische gehende Sprache
Lutz Seiler hat den besten deutschsprachigen Roman des Jahres geschrieben. Für seinen Aussteigerroman "Kruso" über die DDR-Endzeit auf Hiddensee erhielt der in Thüringen geborene Autor am Montagabend den begehrten Deutschen Buchpreis 2014. Die Ostseeinsel war vor der Wende Fluchtpunkt für viele Aussteiger. Für das Finale des Buchpreises - der Gewinner erhält 25 000 Euro - waren sechs Romane nominiert.
Der Autor habe poetisch und sinnlich sowie in einer fast ins Magische gehenden Sprache den Sommer des Jahres 1989 auf der Insel Hiddensee beschrieben, würdigte die Jury den Roman. Als "Vorhof des Verschwindens" sei Hiddensee damals ein Ort für Sonderlinge, Querdenker, Freiheitssucher und angehende DDR-Flüchtlinge geworden. Daraus habe Seiler eine packende Robinsonade um den titelgebenden Kruso und den jungen Abwäscher Edgar gemacht, pries das Kritiker-Gremium den Roman. In der Endausscheidung setzte sich Lutz Seiler gegen Thomas Hettche («Pfaueninsel»), Angelika Klüssendorf («April»), Gertrud Leutenegger («Panischer Frühling»), Thomas Melle («3000 Euro») und Heinrich Steinfest («Der Allesforscher») durch. Der Preis wird vom Dachverband der deutschen Buchbranche traditionell am Vorabend der Frankfurter Buchmesse vergeben.
Mehrere Bürgerrechtler mit Verdienstorden geehrt
Wenige Tage vor dem 25. Jahrestag der Friedlichen Revolution hat Bundespräsident Joachim Gauck die Rolle der Massenproteste im Wendeherbst 1989 gewürdigt. Heute zeichnete Gauck in Berlin zum Tag der Deutschen Einheit zahlreiche Bürger mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus. Darunter waren auch mehrere DDR-Bürgerrechtler wie Reinhard Schult und Lutz Rathenow.
Die Menschen hätten damals die Macht der Diktatur gebrochen, indem sie ihre Angst überwanden und auf die Straße gegangen seien, sagte Gauck in einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung". Der 9. Oktober 1989 erinnere daran, wie die Deutschen die Freiheit errungen hätten "und dass wir mit dieser Errungenschaft sorgsam umgehen müssen". Gauck forderte die Bürger auf, die damals errungenen Werte zu pflegen. "Alles was uns heute so selbstverständlich erscheint - Grundrechte wie die Meinungsfreiheit etwa, die Pressefreiheit oder die Versammlungsfreiheit - sind kostbare Güter, die wir schätzen und schützen sollten", sagte der Bundespräsident.
Der gewaltfreie Protestmarsch von 70.000 Menschen in Leipzig am 9. Oktober 1989 hatte den Durchbruch für die friedliche Wende in der DDR gebracht. Mit den Rufen "Keine Gewalt" und "Wir sind das Volk" stellten sich die Demonstranten damals den aufmarschierten Sicherheitskräften entgegen, Polizei und Armee griffen aber nicht ein.
Noch keine Angaben zu den Konditionen des Vertrags
Der Online-Händler Amazon hat im Streit um das Geschäft mit digitalen Büchern in Deutschland eine Einigung mit dem Verlag Bastei Lübbe erzielt. Es sei ein langfristiger Vertrag über den Vertrieb von E-Books in Deutschland und in internationalen Märkten abgeschlossen worden, teilte Bastei Lübbe heute mit. Das eröffne dem Verlag einen Zugang zu Lesern elektronischer Bücher in mehr als 200 Ländern. Bastei Lübbe machte keine Angaben zu den Konditionen des Vertrags.
Nach bisherigen Informationen aus der Branche drehte sich der Streit um die Rabatte, die Amazon als Verkäufer der Bücher bekommt. Demnach wollte der Online-Händler den Abschlag von 50 Prozent auf den Einzelhandelspreis, den er bei gedruckten Büchern erhält, auch auf E-Books übertragen. In der Verlagsbranche traf das dem Vernehmen nach jedoch auf vehementen Widerstand - mit der Begründung, dass die Gewinnspanne bei digitalen Büchern deutlich geringer sei. Ein Kompromissvorschlag von Amazon soll bei 40 Prozent gelegen haben.
Medienkonzern kauft Anteile der Familie Jahn
Mitten in der Printmedienkrise übernimmt Bertelsmann den gebeutelten Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr vollständig. Europas größter Medienkonzern kauft der Familie Jahr ihre Beteiligung von 25,1 Prozent ab, wie die Partner heute mitteilten. Damit entscheidet Bertelsmann künftig allein über das Schicksal von Zeitschriften wie "Stern", "Geo", "Brigitte" oder "Capital". Der Verlag Gruner + Jahr ist seinerseits auch mit einer Sperrminorität am Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" beteiligt. Die vollständige Übernahme von Gruner + Jahr stelle für Bertelsmann einen weiteren Meilenstein bei der Stärkung seiner kreativen Inhaltegeschäfte dar. Zu Bertelsmann gehören auch der Fernsehkonzern RTL Group, der weltgrößte Buchverlag Penguin Random House und das Musikrechte-Unternehmen BMG. "Diesen klaren Bekenntnissen zu den Bereichen Fernsehen, Buch und Musik folgt nun ein weiteres klares Bekenntnis zum Journalismus", erklärte Bertelsmann-Chef Thomas Rabe.
Berlin wartet auf Vorschläge vom Bund
Das Schlagabtausch zwischen Berlin und dem Bund um das geplante Einheits- und Freiheitsdenkmal geht weiter. Berlins Kulturstaatssekretär Tim Renner (SPD) sagte heute im zuständigen Ausschuss des Abgeordnetenhauses, beide Seiten hätten sich auf den Kompromiss verständigt, das im Denkmalsockel entdeckte Mosaik aus der Kaiserzeit auszubauen und an anderer Stelle zu zeigen. «Wir warten nun darauf, dass der Bund als Bauherr und Verantwortlicher uns einen Ort dafür nennt.» Bund und Land werfen sich gegenseitig vor, das schon seit 2007 geplante Denkmal zu verzögern. Inzwischen steht fest, dass der zuletzt erhoffte Eröffnungstermin 2015 nicht mehr zu halten ist.
Die Autorin veröffentlichte über 80 Werke
Die Kinderbuchautorin Sigrid Heuck ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Der Thienemann-Esslinger Verlag habe eine große Autorin und Illustratorin verloren teilte ihr Verlag heute in Stuttgart mit. Zu ihren erfolgreichsten Titeln gehören die Bilderbücher von Pony und Bär (darunter "Pony, Bär und Apfelbaum"), der Märchenroman "Saids Geschichte" und der Kriminalroman "Meister Joachims Geheimnis". Sigrid Heuck wurde 1932 in Köln geboren und lebte seit 1949 im bayerischen Alpenvorland. Nach dem Studium der Mode-Grafik besuchte sie die Akademie der Bildenden Künste in München und machte sich danach als Grafikerin selbstständig. Seit 1959 schrieb sie neben belletristischen Titeln für Erwachsene mehr als 80 Bilder-, Kinder- und Jugendbücher, die sie zum Teil auch selbst illustrierte. Heuck erhielt den Friedrich-Gerstäcker-Preis und den Österreichischen Jugendbuchpreis. Für ihr Gesamtwerk wurde sie mit dem Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet.
Folkwang Universität bietet interdisziplinären Masterstudiengang für Popmusik
Sechs Studierende hätten sich zum Wintersemester angemeldet, teilte die Hochschule heute mit. Sie haben bereits Bachelor-Abschlüsse und künstlerische Erfahrung und studieren projektübergreifend auch an den anderen Folkwang-Standorten in Essen, Duisburg und Dortmund. Künstlerischer Leiter des neuen Instituts ist der DJ und Musikproduzent Hans Nieswandt. Zum Beirat zählen die Musikerin und Moderatorin Anke Engelke sowie der Manager der Düsseldorfer Band «Die Toten Hosen», Jochen Hülder. Einer von elf Lehrenden ist der Musikpädagoge und frühere Geschäftsführer des Musik-TV-Senders «Viva», Dieter Gorny. In Deutschland gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Popmusik zu studieren, etwa an der Popakademie in Mannheim.
Typisches Mermal der Künstlerin war der spielerisch-humorvolle Umgang mit Alltagsmaterialien
An die Künstlerin Meret Oppenheim erinnert in ihrer Geburtsstadt Berlin seit heute eine Gedenktafel. Berlins Kulturstaatssekretär Tim Renner (SPD) enthüllte die Tafel am Geburtshaus Oppenheims im Stadtteil Charlottenburg. Anlass war der 101. Geburtstag der 1985 verstorbenen Künstlerin.
Meret Oppenheim wurde 1913 in Berlin geboren und lebte ab 1914 vorwiegend in der Schweiz. In den 30er Jahren war sie an etlichen Ausstellungen in Paris beteiligt, später erhielt sie zahllose Preise, darunter den großen Preis der Stadt Berlin. Dort wurde im vergangenen Jahr auch eine große Retrospektive mit Werken von ihr gezeigt. Eines der bekanntesten davon ist die pelzbezogene Kaffeetasse aus dem Jahr 1936.
Schon als junge Frau wurde Oppenheim zum Mythos: Der Fotograf Man Ray inszenierte sie 1933 als Aktmodell, das New Yorker Museum of Modern Art kaufte drei Jahre später ihre legendäre "Pelztasse" als herausragendes Beispiel surrealistischer Kunst. Sie malte, entwarf Schmuck und Kostüme und schrieb Gedichte. Ein Charakteristikum ihrer Arbeiten war dabei der spielerisch-humorvolle Umgang mit Alltagsmaterialien.
US-Forscher Clifford glaubt allerdings, dass seine Entdeckung das originale Schiff ist
Bei einem vor der nördlichen Küste Haitis entdeckten Schiffswrack handelt es sich nicht um die verschollene "Santa Maria" des weltberühmten Entdeckers Christoph Kolumbus. Das geht aus einem heute veröffentlichten Bericht der Unesco hervor. Wie die Kulturbehörde der Vereinten Nationen erklärte, stammen an der Wrackstelle nahe Cap-Haïtien gefundene Artefakte von einem jüngeren Schiff. Der US-Forscher Barry Clifford hatte vor einigen Monaten bekanntgegeben, dass es sich bei dem gefundenen Schiff um die "Santa Maria" von Kolumbus handeln könnte. Daraufhin hatte die Unesco Experten an die Fundstelle geschickt. Clifford sagte der NachrichtenagenturAP im September, die UN-Behörde habe sich vor Veröffentlichung des Berichts nicht mit ihm beraten. Er sei nach wie vor der Ansicht, dass es sich bei dem Wrack um die "Santa Maria" handeln könnte. Das Schiff hatte im Dezember 1492 ein Riff gerammt und war daraufhin aufgegeben worden.
Als Favoriten gelten Lutz Seiler und Thomas Hettche
Im Finale des Deutschen Buchpreises wird heute um 18 Uhr in Frankfurt der Sieger gekürt. Im Wettbewerb um den besten deutschsprachigen Roman des Jahres sind sechs Autoren in der Endausscheidung. Nominiert sind die neuen Romane von Thomas Hettche («Pfaueninsel»), Angelika Klüssendorf («April»), Gertrud Leutenegger («Panischer Frühling»), Thomas Melle («3000 Euro»), Lutz Seiler («Kruso») und Heinrich Steinfest («Der Allesforscher»). Der Deutsche Buchpreis, der zum zehnten Mal verliehen wird, gilt inzwischen als die populärste Literaturauszeichnung in Deutschland. Der Gewinner erhält 25 000 Euro, die restlichen fünf Finalisten je 2500 Euro. Im vergangenen Jahr wurde Terézia Mora für den Roman «Das Ungeheuer» ausgezeichnet.
Literaturkenner spekulieren über Nobelpreis für die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch oder den Kenianer Ngugi Wa Thiong'o
Das Geheimnis um den Preisträger lüftet die Akademie jedes Jahr an einem Donnerstag in der ersten Oktoberhälfte. Wann genau, verraten die Juroren aber erst am Montag in der Woche der Bekanntgabe. 2014 hatte die kanandische Kurzgeschichtenautorin Alice Munro die Auszeichnung bekommen.
«Selfie Man» zeigt über 100 Fotos von ihm selbst
Liechtenstein beim Bad in der Menge, Liechtenstein mit der Zahnbürste im Mund, Liechtenstein vor kitschiger Kuckucksuhr. Die Bilder ergänzt der Autor durch kurze, unterhaltsame Texte. Sie sind mal witzig, mal skurril, mal beinahe philosophisch. Daneben reflektiert das Buch auch das Phänomen des Selfie-Kults. Es ist das erste Buch des Unterhaltungskünstlers, der Anfang des Jahres mit dem Werbespot «Supergeil» für einen Supermarkt zum Star wurde. In der Berliner Kulturszene war der ausgebildete Puppenspieler auch vorher schon bekannt. Den deutschlandweiten Ruhm brachte ihm aber erst das «Supergeil»-Video, das zum Youtube-Renner wurde. Im Juli veröffentlichte er sein Album «Bad Gastein». Nun versucht er sich als Schriftsteller. Sein Buch «Selfie Man» erscheint heute im Blumenbar Verlag.
Seit Liechtenstein, Jahrgang 1956, berühmt ist, erkennen ihn die Menschen auf der Straße und lassen sich mit ihm ablichten. Einige der so entstandenen Fotos sind in «Selfie Man» zu sehen.