Patrick Slapal gründet Landesverband

Schwul und in der CSU

CSU-Mitglied Patrick Slapal
CSU-Mitglied Patrick Slapal: "Ich sehe uns überhaupt noch nicht am Ziel angekommen." © Burkhard Schäfers
Von Burkhard Schäfers · 15.07.2017
Patrick Slapal hat den Landesverband der Schwulen und Lesben in der CSU gegründet. Seine Parteigenossen sieht er als letzte Bastion gegen die Ehe für alle - und möchte auch diese noch überzeugen. Führt der 29-Jährige einen aussichtslosen Kampf?
Patrick Slapal ist homosexuell. Und in der CSU. Damit ist er, zumindest öffentlich, ziemlich allein auf weiter Flur. Zur Erinnerung: In den 80er-Jahren warfen Homosexuelle dem CSU-Politiker Peter Gauweiler eine "Hatz" auf Schwule vor. Vor vier Jahren nannte Alexander Dobrindt Homosexualität eine "besondere Lebensphilosophie". Und beim jüngsten Bundestagsentscheid zur 'Ehe für alle' stimmten fast alle CSU-Abgeordneten mit "Nein".
"Es ist in der CSU nicht angekommen – und man muss auch irgendwann die letzte Bastion bekämpfen, die dagegen steht. Und die letzte Bastion ist die CSU. Dort gilt es aufzuklären. Wir sind diejenigen, die dort ansetzen können und auch die letzten überzeugen können."

Verband von der CSU-Spitze nicht anerkannt

Dafür hat Patrick Slapal vor knapp drei Monaten gemeinsam mit anderen den Verband "Lesben und Schwule in der CSU" gegründet. Offiziell anerkannt sind sie von der CSU-Spitze bislang nicht – und wenig deutet darauf hin, dass das bald passieren könnte. Führt der 29-Jährige also einen aussichtslosen Kampf? Immerhin geht ein großer Teil seiner Freizeit dafür drauf: Slapal sitzt in keinem Parlament. Politik als Beruf – das stehe zurzeit nicht auf seiner Agenda, sagt der große, schlanke Mann mit den zur Seite gegelten Haaren und dem jugendlichen Gesicht.
"Ich will nicht in einer Filterbubble leben, wo ich keinen Bezug mehr habe zu meinen Freunden oder meiner Familie. Ich will auch ein bisschen meine Freizeit genießen können. Dann noch mehr anzunehmen, in der Aussicht ein Mandat zu bekommen ist jetzt nicht meine Priorität, weil ich bin so genug ausgelastet."
Die Woche war wieder mal intensiv: Berlin, Düsseldorf, Mannheim – während im Büro in München die Aktenstapel wachsen. Sein Geld verdient Patrick Slapal als Geschäftsführer eines Immobilienverbandes. Montagmorgen, 10 Uhr, Sitzung mit seinen drei Mitarbeitern. Am Nachmittag trifft sich der Vorstand, für die morgige Pressekonferenz muss noch ein Statement her, am Donnerstag ist Bayerischer Immobilienkongress.
Und am Samstag Christopher-Street-Day in München. Slapals Einsatz für den Verband der Lesben und Schwulen (LSU) läuft nebenher.

Politisch etwas bewegen

"Jetzt bin ich noch jung, jetzt kann ich noch was schaffen. Das treibt mich vor allem an. Die LSU ist eine Sache, die mir großen Spaß macht."
In den Großstädten hat die neue Gruppierung Unterstützer. Deutlich schwieriger dürfte es werden, in kleinen Ortsverbänden auf dem Land durchzudringen. Warum also tut Slapal sich das an?
"Wenn man zeigt: Wir sind gar nicht so schlimm, natürlich auch mit einem Augenzwinkern, umso mehr Leute werden dann auch überzeugt. Es ist ja eine Überzeugungsarbeit, die seit 30 Jahren abläuft. Und wenn wir da zusammenstehen, tut es allen gut, die für Gleichstellung stehen."
Manche mögen ihn blauäugig nennen. Aber obwohl erst 29, hat Patrick Slapal schon viel politische Erfahrung gesammelt: Mit 14 trat er in die Junge Union ein, mit 16 in die CSU, später folgten acht Jahre Vorstandsarbeit in der JU München-Maxvorstadt. Und während des Politik-Studiums jobbte er in der CSU-Parteizentrale.
Einen Masterplan für die weitere politische Karriere habe er nicht, beteuert Slapal. Das klingt glaubhaft. Der 29-Jährige steht für eine Generation, die zwar politisch etwas bewegen will, aber nicht bis zur Selbstaufgabe, nicht um jeden Preis. Vorbilder? In seiner Jugend: Stoiber. Heute:
"Ich finde nicht, dass man sich an Vorbildern aus vergangenen Jahren orientieren sollte. Ich finde, man sollte sich anhand seines Gefühls, seines Herzens, seines Verstandes orientieren."

Für die Gleichberechtigung Homosexueller

Seine Eltern wurden in der damaligen Tschechoslowakei politisch verfolgt, 1986 flohen sie nach München.
"Dass man schon für seine Freiheit kämpfen muss, dass man für seinen Willen sich einsetzen muss, das ist etwas, dass mir meine Eltern mitgegeben haben. Als ich vier, fünf war, hat mich immer interessiert: Wer regiert uns, wer steht über mir, wer ist Chef von dem ganzen? Ich hab mich im Fernsehen gefragt: Wer ist diese Person und wieso darf sie dort sprechen?"
Ein Vierteljahrhundert später spricht Patrick Slapal: Für die Gleichberechtigung Homosexueller, für einen Wandel in der CSU. Ein steiniger Weg:
"Wir haben noch viel vor, das Thema ist nicht abgeräumt. Es gehört dazu, dass wir in der Partei die restlichen Leute auch umstimmen und denen erklären, dass Homosexualität normal ist. Also ich sehe uns überhaupt noch nicht am Ziel angekommen."
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