"7 Pleasures" von Mette Ingvartsen

Lüste und Ekstasen

Ein Liebespaar beim Sex
Wie gehen wir mit unserem Körper und unserer Lust um - unter anderem darum geht es in "7 Pleasures" © picture alliance / Klaus Rose
Von Elisabeth Nehring · 26.09.2015
In der Tanzperformance "7 Pleasures" geht es der Choreographin Mette Ingvartsen darum, Klischeebilder von Nacktheit und Sexualität aufzubrechen. Unsere Kritikerin Elisabeth Nehring sagt, ob das gelungen ist. Sie hat die Uraufführung im Dom im Berg in Graz besucht.
In sieben Szenen lässt die dänische Choreographin ihre zwölf Tänzer verschiedene Varianten von Nacktheit und Sexualität erforschen: die Erotik der Masse und zum individuellen Gegenüber, zum Objekt und zum eigenen Körper.
Dabei scheut die Choreographie weder ungeschönte noch explizite Nacktheit auf der Bühne, aber auch nah zum Zuschauer – der bloße Körper als Subjekt und Objekt der anderen, als Zentrum auch abseitiger Lüste und Ekstasen, ungewohnter Neugierden und Interessen steht im Zentrum der 90-minütigen Produktion.
Großartige Tänzer
Interessant ist zu sehen, wie die vollkommene Blöße einer ganzen Gruppe von Menschen auch ent-individualisieren und egalisieren kann. Wenn sich zum Schuss einige von ihnen wieder bekleiden, kippt das Verhältnis der Gleichheit: subtile Verschiebungen der Machtverhältnisse entstehen in jenen Sekunden, in denen das erste schwarze Outfit auftaucht.
Die zwölf Tänzer sind großartig; voller Intensität stellen sie nichts dar, sondern erleben tatsächlich auf der Bühne. Und Mette Ingvartsen erweist sich – wieder einmal – als eine Choreographin, die die Lust an sinnlicher Präzision ins Zentrum ihres künstlerischen Schaffens rückt.
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