Pappnasen-Hochburg Köln

Rote Nasenträger signalisieren Spaß, schwarze Trauer

Polizisten sichern den Straßenkarneval in Köln.
Pappnasen und Polizisten in Köln © dpa picture alliance / Oliver Berg
08.02.2016
Damals eine Ersatzprothese, heute Vorzeigeobjekt: Die Pappnase. Wir gehen der Pappnase auf die Spur: In der Pappnasen-Hochburg, wo die Pappnase ein Knubbel ist und einiger Erläuterungen bedarf. Köln, bitte melden!
Pappnasen sind heute meist gar nicht mehr aus umweltfreundlicher Pappe. Freundlich ist man nur so den mit Feiernden. Der Umwelt beschert man mit roten Plastik- und Schaumstoffnasen nachhaltiges Ungemach. Aber im Karneval gucken die Kölner nicht so genau hin. Außer dem hoch offiziellen Festordnenden Komitee des Kölner Karnevals. Dessen Präsident Markus Ritterbach liefert eine quasi amtliche Definition:
Ritterbach: "Die Pappnase ist ja ein Symbol für Leichtigkeit und Fröhlichkeit. Wenn Sie sich eine Pappnase auf die Nase setzen, dann sind sie schon ein ganz anderer Mensch, werden auch so gesehen. Somit gibt es nur noch Fröhlichkeit und Heiterkeit. Letztlich versuchen Sie sicher so auch zum Ausdruck zu bringen, dass Sie jetzt im Moment feiern möchten."
Feiern, au ja! Das ist eine feine Idee. Aber irgendwie muss man ja auch hin kommen zum bunten Treiben. Und siehe da: Die Pappnase am Autolenkrad ist erlaubt, so lange man noch alles sehen kann. Aber es gibt auch ganz ernste Situationen, in denen Pappnasen von den Gesetzeshütern äußerst kritisch beobachtet werden. Dorothee Goebel von der Kölner Polizei:
Goebel: "Ja, das Vermummungsverbot untersagt den Teilnehmern von Demonstrationen, sich ebenso zu verkleiden, dass man sie nicht mehr kennen kann, da man eben ihre Identität immer klären muss, von vornherein erkennen muss."
"Pappnase" - Mischung aus Schimpfwort und Schelmerei
Nun ja, ganz so ernst nehmen das Kölns Polizisten in der Regel nicht. Man ist ja in Köln. Und da wird auch schon mal mit roter Jeckennase demonstriert. Oder mit einer schwarzen, wenn's politisch mal traurig wird. Dann können Karnevalisten richtig renitent werden: Eben mit schwarzen Pappnasen im Gesicht. Markus Ritterbach erinnert sich, dass man so für den Erhalt einer Karnevalssitzung auf einem zentralen Platz in der Kölner Innenstadt demonstriert hat.
Ritterbach: "Schwarze Nasen, muss ich jetzt sagen, gibt es nicht so häufig. Wir haben die aus ganz Europa eingekauft. Und wir hatten sicher 30, 40.000 schwarze Nasen hier verteilt und auch getragen."
Also merke: Rote Nasen machen Spaß, schwarze Nasenträger tragen Trauer. Eine Weisheit, die auch die Kölner Polizei in Sachen Pappnase uneingeschränkt teilt.
Goebel: "Sie gehört ja auch eher zum Kölner Karneval."
Naja, nicht nur – denn Pappnase ist auch ein Spitzname. Und den will keiner so gern tragen. Der ist im rheinischen Dialekt eine Mischung aus Schimpfwort und Schelmerei. Auf Kölns Straßen halten jedenfalls einige Passanten andere Menschen in diesem Sinne für Pappnasen.
Mann: "Ich würde manchen Politiker als Pappnase bezeichnen, möchte jetzt aber keine Namen nennen."
Frau: "Diverse Nachbarn, ich denke weniger an Politiker. Weil ich nie an Politiker denke."
Frau: "Mein Mann."
Ja, die Pappnase. Ein personenbezogener Scherzartikel, schreibt Meyers Lexikon. In den Kölner Karneval wurde sie im 19. Jahrhundert großherzig integriert.
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