Pantha Rei

Aus Flüssen und Meeren

Ein Bach im Polenztal bei Hohenstein (Sachsen) fließt in Richtung des Flusses «Polenz».
Ein Bach im Polenztal bei Hohenstein (Sachsen) fließt in Richtung des Flusses «Polenz». © dpa/picture-alliance/Arno Burgi
Von Mathias Mauersberger · 24.09.2017
Sieben Weltmeere, etwa vierzig Ströme und tausende Nebenflüsse: Zwei Drittel der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt. Ohne Süßwasser wäre der Mensch nicht überlebensfähig, gleichzeitig sind Flüsse und Ozeane Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten, Schauplätze und Triebfedern kulturgeschichtlicher Evolution.
"Pantha Rei", "alles fließt", bemerkte etwa 500 vor Christus der griechische Philosoph Heraklit. Und tatsächlich: In allen Weltreligionen ist der Fluss ein wichtiges Symbol, steht das fließende Gewässer für Lebenskraft und Veränderung. Jahr für Jahr pilgern in Indien Millionen Gläubige zum Ganges, um sich zu reinigen und um sich aus dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburt zu befreien. Der Tigris bewässerte in der Bibel das Paradies, im Judentum spielt der Jordan eine zentrale Rolle. Die Buddhisten wiederum sehen den Zusammenfluss aller Flüsse ins Meer als Symbol der Vereinigung und der Verschmelzung mit dem Absoluten.
Die Weite, Größe und Tiefe des Meeres wiederum haben den Menschen seit Urzeiten beeindruckt. Es wurde für ihn zu einem Ort der Sehnsucht, des Geheimnisses, des Ursprungs und des Ziels der menschlichen Existenz. Seine Fülle und lebensverschlingende Gewalt haben das Meer in der Tiefenpsychologie zu einem Symbol des Unbewussten werden lassen. Im Urlaub wiederum zieht es uns bevorzugt an den Strand, wo wir zum Rauschen der Wellen den Alltag vergessen können.
Zu guter Letzt spielen Fluss und Meer auch in der Poesie und Literatur eine wichtige Rolle: "Der alte Mann und das Meer" heißt ein berühmtes Buch von Ernest Hermingway, "Die Brücken am Fluss" ein Roman von Robert James Waller. Und der arabische Lyriker Khalil Gibran bemerkte: "Der Fluss setzt seinen Weg zum Meer fort, ob das Rad der Mühle gebrochen ist oder nicht."
Brillant oder Bullshit!? Das Wochenchaos #38-2017 - Urnengang
Audio Player

Das "Sonntagmorgen"-Team erreichen Sie per E-Mail: sonntagmorgen@deutschlandfunkkultur.de.
Oder per Post: Deutschlandfunk Kultur, Hans-Rosenthal-Platz, 10825 Berlin;
Stichwort: Sonntagmorgen