Palm Springs

Das El Dorado der Vintage-Liebhaber

12:22 Minuten
Ein Swimming Pool, umgeben von Architektur im internationalen Stil, vor der imposanten Kulisse eines Wüstengebirges.
Palm Springs: Leben wie Gott in den Vereinigten Staaten. © Deutschlandradio/Marietta Schwarz
Marietta Schwarz im Gespräch mit Katja Bigalke · 28.03.2020
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Palm Springs galt mal als das golfspielende Altenheim der USA. Heute reizt die Stadt mit ihrer Architektur aus den 50ern vor allem die Vintage-Liebhaber. Unter der Sonne Kaliforniens verwirklichen sie ihren Traum vom Mid-Century-Lifestyle.
Etwa zwei Autostunden von Los Angeles entfernt, im Coachella Valley in der kalifornischen Wüste, liegt die Stadt Palm Springs. Einen Namen machte sie sich, als die großen Filmstars sich hier niederließen. Als "Fluchtort von Hollywood" bezeichnete der US-Schriftsteller Norman Mailer den Ort in seiner Erzählung "The Deer Park".
In den 80er- und 90er-Jahren verblasste dieser Ruhm. Palm Springs? Das war doch dieser Ort, wo sich vor allem Golf spielende Rentner tummelten. Erst in den letzten Jahren wurde Palm Springs wieder cool - was auch mit dem Coachella Festival in unmittelbarer Nachbarschaft zu tun hat. Aber nicht nur.

Influencer lieben diese Stadt

Mariette Schwarz hat sich noch unmittelbar vor dem Corona-Shutdown in dieser neuen "Hauptstadt des Cools" umgesehen. Vor allem die Architektur hatte sie hierher gelockt: Die Stadt ist geprägt vom "Mid-Century Modernism" der 40er- bis 60er-Jahre. Angeblich hat die Stadt sogar die höchste Dichte dieser Gebäude weltweit. In jedem Fall bietet sie den Instagram-Influencern eine mehr als attraktive Kulisse für Selfies aller Art.
Kurz: Palm Springs ist ein El Dorado für Vintage-Liebhaber. Viele von ihnen lassen bewusst hier nieder und erfüllen sich den Traum einer bis ins Detail stilecht eingerichteten "Mid-Century"-Wohnung. Einige von ihnen hat Marietta Schwarz bei ihrem Aufenthalt in der Stadt treffen können.
Die architektonischen Vorzüge dieser Bauten erschließen sich sofort, erzählt sie : "Lichtdurchflutet, aber doch geschützt vor direkter Sonne, sehr schlicht, sehr elegant, mit ineinander fließenden Räumen."

Ein Architekturfestival lockt über 100.000 Besucher

Aber wie kam es zu dieser Wiederendeckung, in deren Zuge Palm Springs sich sogar zum Mekka der Gay-Community entwickelte? Einer von Schwarz' Gastgebern nennt den Erfolg der Serie "Mad Men" in den 00er-Jahren. Die in der New Yorker Werbebranche der 50er-Jahre spielende Serie hatte den eleganten Stil der Nachkriegsmoderne schlagartig wieder populär gemacht.
Ein alter, gut gepflegter Wagen aus den 70ern steht in der Einfahrt eines Gebäudes im internationalen Stil der 50er.
Coole Autos unter Palmen: In Palm Springs kommen Freunde des 20. Jahrhunderts voll auf ihre Kosten.© Deutschlandradio/Marietta Schwarz
Auch das 2005 in Palm Springs gegründete Architekturfestival "Modernism Week" hat sicher einen Anteil an dieser Entwicklung. Mehr als 100.000 Besucher verzeichnet das Festival jährlich.
Klar ist auch: Eine solche Entwicklung bedeutet auch einen erheblichen Preisanstieg. Wer 2003 den richtigen Riecher hatte und in heruntergekommenen Nachbarschaften in Eigentum investierte, kann heute problemlos den zehnfachen Preis dafür aufrufen.

In der Corona-Krise gibt sich Palm Springs zuversichtlich

Aber wie geht es der Metropole in Zeiten von Corona? Eine passende - und sehr amerikanische - Antwort auf diese Frage konnte Marietta Schwarz einer Gastgeberin entlocken. Die nimmt es gelassen und hoffnungsvoll:
"Diese Stadt hat so viele Hochs und Tiefs erlebt, das Paradies in all seinen Spielarten. Und wenn sich gerade jetzt die Menschen weltweit sorgen, wie es weitergeht, kann man von Palm Springs eine Lektion lernen. Egal, was passiert - es gibt eine Wiederaufstehung."
(thg)
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