Mittwoch, 24. April 2024

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Das Sternbild Löwe und seine Mythen
Löwe oder Gelber Drache mit Herrscher

Nach Einbruch der Dunkelheit strahlt Jupiter hoch am Südhimmel. Über ihm erstreckt sich der Löwe, eines der klassischen Frühlingssternbilder.

Von Dirk Lorenzen | 06.04.2016
    Das Sternbild Löwe in einer historischen Darstellung.
    Das Sternbild Löwe in einer historischen Darstellung. (Flamsteed)
    Das große Trapez oberhalb Jupiters stellt den Löwenkörper dar. An seiner rechten Ecke leuchtet Regulus, der hellste Stern im Löwen. Am linken Ende zeigt sich Denebola, der Schwanz der Raubkatze. Das kleine Trapez, das den Löwenkörper rechts oberhalb verlängert, markiert Kopf und Mähne. Nach einer antiken Sage handelt es sich um den Löwen, der in der Gegend der Stadt Nemea sein Unwesen trieb und vom Helden Herkules getötet wurde.
    Dagegen bildete im alten China eine lange Linie aus siebzehn Sternen, zu der auch die sichelförmige Frontpartie des Löwen mit Regulus gehört, den Gelben Drachen. Er erstreckt sich bis weit in unser Sternbild Luchs. Denebola, der Schwanz des Löwen, gehörte nicht zum Gelben Drachen, hat aber mit ihm zu tun: Er repräsentiert den mythischen Herrscher Huang Di, den Gelben Kaiser, der als Begründer der chinesischen Kultur gilt. Nach seinem Tode wurde Huang Di als Gelber Drache in den Sternen verewigt. Dies ist eine der wenigen Sterngeschichten des alten China, die ein wenig an die antiken griechischen Mythen erinnert. Links des Herrschers Huang Di, für uns Denebola, erstreckt sich sein Hof. Rechts von ihm bilden die übrigen beiden hellen Sterne des Löwenkörpers einen Teil der Mauer, die bis zur Spitze der Jungfrau reicht und den Hof vom Gelben Drachen trennt.
    Ob Löwe oder kaiserlicher Gelber Drache: Die wunderbare Sternfigur oberhalb von Jupiter dominiert nun die Frühlingsabende.