OZEANEUM-Leiter Harald Benke

"Plastikmüll ist ein großes Problem"

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Der Direktor des Deutschen Meeresmuseums, Harald Benke © picture alliance / dpa / Bernd Wüstneck
Moderation: Katrin Heise  · 01.06.2018
Harald Benke ist fasziniert von großen Meeressäugern. Für seine Doktorarbeit hatte er sich mit den Extremitäten von Delfinen und Walen beschäftigt. Mit großer Sorge beobachtet der OZEANEUM-Leiter den schrumpfenden Bestand seines Forschungsobjekts.
Als Kind liebte er "Flipper", den Delfin aus der gleichnamigen amerikanischen Tier-Serie und das "Delfinarium" im Duisburger Zoo war einer seiner Lieblingsplätze. Und so machte Harald Benke, 1955 geboren, seine Liebe zum Meer zum Beruf: Er wurde Walforscher und leitet das Meeresmuseum sowie das OZEANEUM in Stralsund – die beliebtesten Museen in Mecklenburg-Vorpommern.
Kein Wunder: Das Meeresmuseum befindet sich in den altehrwürdigen Gemäuern eines Dominikanerklosters. Wo schwebt schon ein Finnwal-Skelett in einem Kirchenschiff? Das OZEANEUM, 2008 am Hafen eröffnet, setzt mit seinem modernen Stahlrundbau einen interessanten Kontrapunkt. Benkes Lieblingsort im Museum ist der Saal der "Giganten der Meere", in dem man sich unter die Natur getreu nachgebildete Wale legen kann.

Wie mit Walen im Meer

"Die Wale sind also über Ihnen und Sie haben den Eindruck Sie sind wirklich im Meer", sagte Benke im Deutschlandfunk Kultur. "Die Wale schwimmen um Sie herum und in einer Licht-Ton-Inszenierung werden Ihnen auch die Gesänge der Wale zum Beispiel vorgestellt, und andere biologische Sachverhalte dazu, aber man hat das Gefühl, ich tauche zusammen mit den Walen im Meer." Ein anderer Ort, den der Museumsleiter mit erfunden und entwickelt hat, ist ein riesiges Becken, gefüllt mit mehr als sechs Millionen Liter Wasser.
"Hier möchten wir den Besucher nicht nur die etwas größeren Fische wie zum Beispiel einen Sandtigerhai zeigen, sondern wir möchten Ihnen einen Schwarm oder mehrere Schwärme von Fischen zeigen und vor allen auch das Schwarmverhalten. Deswegen haben wir da Makrelen im Schwarm zum Beispiel drin, der aber auch nur im Schwarm schwimmt. Denn weil wir den entsprechenden Jäger drin haben, müssen sie ein bisschen vorsichtig sein. Ansonsten gibt es Fischsuppe."

Liebe zu großen Meeressäugern

Harald Benke, der bis heute besonders fasziniert von den großen Meeressäugern ist, hatte sich für seine Doktorarbeit mit den vorderen Extremitäten von Delfinen und Walen beschäftigt.
"Also die haben, wenn man das von außen betrachtet, haben die sehr unterschiedliche Vorderextremitäten. Manche haben ganz lange, manche haben kurze und das liegt daran, weil sie unterschiedliche Funktionen haben, so ein schnell-schwimmender Hochseedelfin, der macht nur kurze Bewegungen, und dann kann er damit schon gut steuern, und so ein langsam schwimmender Buckelwal mit seiner großer Brustflosse, der setzt sie ganz anders ein. Das habe ich miterforscht, man konnte sagen zu dem Zeitpunkt gab es auf der ganzen Erde keinen Menschen der sich besser mit Vorderextremitäten von Walen auskannte als ich."

Gefahr von Fangnetzen

Mit großer Sorge beobachtet Benke, den schrumpfenden Bestand seines Forschungsobjekts. Die größte Gefahr geht von verlorenen Fangnetzen, vom Lärm und ganz besonders von Plastik aus. Schon oft wurde Benke herbei gerufen, um ein verendetes Tier zu untersuchen.
"Ja, es fing damit an, dass ich also ein Beluga untersucht hatte. Der war in der Elbe gestrandet. Wir haben den Wal untersucht und festgestellt, woran ist es gestorben. Und als wir am Schlund angekommen waren, da befand sich um den Schlund eine große Plastiktüte. Das heißt die Tüte hatte verhindert, dass der Wal überhaupt fressen konnte. Er war verhungert. Wir haben andere Wale aufgeschnitten. Da war der Magen voll mit Plastikmüll. Also das ist ein großes Problem. Und was ich nie vergessen werde: Ich hatte einen Seehund auf dem Tisch, der war als junges Tier durch ein Plastikring geschwommen. Dann ist er gewachsen und irgendwann war der Ring am Kehlkopf angekommen und hat den sozusagen erdrosselt."
Die Wale werden Benke ein Herzensanliegen bleiben. "Der Wal war mein Schicksal", sagt er. Im Juli feiert sein Museum zehnjähriges Jubiläum, ein guter Anlass, um das beliebteste Museum Norddeutschlands noch bekannter zu machen und Besucher für den Meeresschutz zu sensibilisieren.
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