Orchestra della Svizzera Italiana mit Herbert Schuch

Musik die Geräusche macht

Der Pianist Herbert Schuch
Der Pianist Herbert Schuch © Felix Broede/Hans Deumling/Dorothee Falke/Jürgen Olczyk/Website Herbert Schuch
05.04.2016
Eigentlich ging es um britische Musik - dazu hatte das Orchestra della Svizzera Italiana den in der Schweiz lebenden englischen Dirigenten Howard Griffiths eingeladen. Das Programm war dann nur zum Teil britisch, auf jeden Fall der Auftakt mit einer Sinfonietta von Malcolm Arnold. Und der Schluss mit einer Londoner Sinfonie Joseph Haydns. Dazwischen spielte Herbert Schuch das Klavierkonzert von Edvard Grieg. Norwegen liegt ja gleich nebenan.
Die Last von diesem extrem berühmten Klavierkonzert, dem des norwegischen Romantikers Edvard Grieg, wollten Solist und Dirigent gleichermaßen wegnehmen in ihrer Interpretation. Erstmals wirkten Howard Griffiths und Herbert Schuch zusammen - dem vielbeschäftigten deutschen Pianisten und dem englischen Dirigenten, der Hörerinnen und Hörern von Deutschlandradio Kultur vor allem als Chefdirigent des Brandenburgischen Staatsorchesters vertraut ist, ging es an diesem Abend in Lugano um frische Sichtweisen auf allzu vertraute Stücke.
In seiner Londoner D-Dur-Sinfonie mit dem Titel "Die Uhr" brachte Joseph Haydn neue instrumentale Effekte auf die Insel. Die goutierte das rein bürgerliche Publikum in London damals besonders. Die Menschen in dieser Epoche hätten nicht die Musik gemocht, wohl aber die Geräusche, die sie macht. Dieses Zitat des Dirigenten Sir Thomas Beecham findet Howard Griffiths sehr passend. Und er widmete sich in der Aufführung der 101. Sinfonie des Wiener Klassikers vor allem dem musikalischen Einfallsreichtum, der heute noch erstaunt, wenn man sich vor Augen führt, dass da ein Künstler im besten Rentenalter am Werke war.
Der Abend beginnt mit einem selten zu hörenden Stück, der Sinfonietta Nr. 1 von Malcolm Arnold. Er ist vor allem als Schöpfer des Soundtracks von "Die Brücke am Kwai" berühmt geworden (wobei der berühmte gepfiffene Marsch nicht von Arnold stammt). Doch er war auch Sinfoniker und hat viele Orchesterwerke geschaffen, die durch ihren jovialen, optimistischen Grundton imponieren. Dass dieser Komponist des 20. Jahrhunderts damit quer zum avantgardistischen Mainstream stand, findet Howard Griffiths eher interessant denn bedenklich. Sir Malcolm Arnold selbst hat es nie gestört, dass er mit seiner Musik im Konzertsaal eher selten zu erleben war.
Stelio Molo Auditorium, Lugano
Aufzeichnung vom 18. März 2016
Malcolm Arnold
Sinfonietta Nr. 1 op. 48
Edvard Grieg
Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 16
Joseph Haydn
Sinfonie D-Dur Hob. I:101 "Die Uhr"
Herbert Schuch, Klavier
Orchestra della Svizzera Italiana
Leitung: Howard Griffiths
im Anschluss zum 100. Geburtstag des Komponisten:
Alberto Ginastera
Bomarzo op. 34, Opern-Suite
Maria Isabel Segarra, Sopran
Staatsphilharmonie Rheinland Pfalz
Leitung: Karl-Heinz Steffens