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Drohnenfilmfestival
Bilder, wie es sie nie zuvor gegeben hat

Drohnen sind unbemannte Luftfahrzeuge. Mit ihnen werden Kriege geführt, aber es wird auch gefilmt. Die Aufnahmen werden immer häufiger im Fernsehen und in Hollywoodproduktionen eingesetzt. In Nantes treffen sich am Wochenende erstmals Drohnenfilmer. Ihre Werke werden beim ersten europäischen Drohnenfilmfestival gekürt.

Von Martina Zimmermann | 18.09.2015
    Eine fliegende Kameradrohne, die Luftaufnahmen macht.
    Eine fliegende Kameradrohne, die Luftaufnahmen macht. (picture alliance / Felix Hörhager)
    Ein Flug über einen Fluss, es zirpen Insekten, am Ufer: eine afrikanische Steppenlandschaft. Schnitt. Dann ein Konzert von drei Djembé-Musikern. Die Kamera filmt von oben. Auch die Tanzgruppe sieht aus der Vogelperspektive ganz anders aus als wir es vom Blick auf die Bühne kennen: Die Beine schwingen akrobatisch unter den Köpfen hervor. Die Drohnenkamera im Film "African Flight" fliegt auch mal so nahe an das Maul eines Nilpferdes heran, wie es wohl kein Kameramann wagen würde.
    "Am Anfang waren es Piloten und Flugfans, die solche Bilder machten. Das Ergebnis war spektakulär, weil die Vogelperspektive spektakulär ist. Aber inzwischen lernen auch professionelle Kameraleute, Pilot zu spielen und das ändert alles. Sie wissen, was ein Bildausschnitt ist, und die besten unter ihnen wollen eine Geschichte erzählen. Die erste Generation waren Piloten, die eine Art Überwachungsbilder drehten. Heute gibt es immer mehr Kameraleute, die zu Drohnenpiloten werden", sagt der französische Fernsehjournalist und -moderator Stéphane Rotenberg. Er ist Präsident der fünfköpfigen Jury beim ersten europäischen Drohnenfilmfestival in Nantes. Sie wird aus 43 Filmen die besten sieben auswählen und prämieren.
    Bildgewaltige Aufnahmen im Wettbewerb
    Die Wettbewerbsfilme aus Frankreich, den USA und Kanada, Schweden und Griechenland wurden vorab im Netz präsentiert: Dort sieht man vor allem Landschaftsaufnahmen, die Filmer schicken ihre Drohnen auf Reisen nach Afrika, nach Kanada, über Hochhaus-Skylines und in Wüsten, nach Versailles oder in die Calanques, die Mittelmeerfelsenschluchten bei Marseille. Aber es sind auch Sportereignisse darunter, zum Beispiel eine Pferdeshow: Der Reiter wird aus allen Perspektiven gefilmt, während er - mit je einem Fuß auf einem Pferd stehend - durch die Landschaft galoppiert und weitere Pferde lenkt. Bildgewaltige Aufnahmen sind das - die immer professioneller gemacht sind.
    "Es gab eine Zeit, als allein schon das Bild von der Drohne ausreichte, aber manche Kandidaten auf dem Festival gehen weiter, sie verbessern die Musik, den Schnitt, damit alles zusammenpasst. Wenn Sie etwa den Mont Saint Michel überfliegen, ist das einfach überwältigend, da brauchen Sie nichts weiter als zwei, drei Mal um das felsige Inseldorf im Wattenmeer und um seine Abtei herumzufliegen. Das konnte bisher kein Hubschrauber, nur zwei Meter von den Dachziegeln entfernt. Solche Bilder hat es zuvor nie gegeben. Auch nicht vom Eiffelturm oder Notre Dame und seinen mittelalterlichen Tierskulpturen, so nahe kam kein Hubschrauber an die bekannten Sehenswürdigkeiten ran. Aber nun muss man mit den Bildern eine Geschichte erzählen."
    Kreativität und Kommerz liegen eng beieinander
    Die meisten Wettbewerbsfilme warten allerdings vor allem mit spektakulären Aufnahmen auf, die immerhin in einer beabsichtigten Folge aneinandergeschnitten sind und insofern ein Storyboard enthalten. Dass vor allem Werbefilme aufwändig gedreht sind und auch mal kleine lustige Geschichten erzählen, zeigt, dass Kreativität und Kommerz nah beieinander liegen.
    Auch Stéphane Rotenberg arbeitet seit fünf Jahren mit Drohnen, als Alternativen zu Aufnahmen aus dem Helikopter oder vom Kran. Er ist in Frankreich sehr bekannt aus Reise-, Koch-, Unterhaltungssendungen. Seine erste Drohne setzte er ein beim Überflug über die Bucht von Cannes. Seitdem nutzt er solche Aufnahmen nicht nur bloß als Schnittbilder, sondern auch als Einführung in ein Thema.
    "Ohne die Drohne fehlt etwas. Sie ist ein Luxus, etwas Besonderes. Das Filmen dauert zwar ein Weilchen. Der Drohnenfilmer arbeitet oft alleine, denn die Drohne macht Lärm und das stört das Team. Wenn ich im Fernsehen rede, kann ich keine Drohne über mir fliegen lassen. Da stört ja schon der Lärm eines Moskitos. Aber wenn ich sage 'Willkommen in Südafrika' dann können wir Bilder vom Vortag vom Überfliegen eines Canyons oder einer Steppe drunterlegen."
    Nachdenken über die Grenzen
    Und weil die Drohnenfilmer auch Techniknerds sind, findet parallel zum Drohnenfilmfestival auch eine Messe mit fast 60 Ständen statt. Dort werden die neuesten technischen Innovationen vorgestellt. Macher, Hersteller und Käufer sollen miteinander in Kontakt kommen.
    "Es sind kleine Firmen, die ihr Können an viele verschiedene Abnehmer verkaufen: an Fernsehproduktionen oder TV-Kanäle, an Gemeinden und Institutionen oder Tourismusbüros. Jeder will Drohnenbilder."
    Eine Szene, die auch immer intensiver über die Grenzen des Filmemachens mit Drohnen nachdenkt, wie Stéphane Rotenberg berichtet. Das betrifft etwa die Einhaltung der Persönlichkeitsrechte der Menschen, die im Vorbeiflug zu sehen sind. Aber auch die Urheberrechte von Architekten, die beispielsweise in Frankreich bei Außendrehs an prominenten Gebäuden geschützt sind. Flugverbot für die Filmdrohnen – auch das wird Thema sein beim Festival in Nantes.