Oper konzertant

Wiedergutmachung

Der Komponist Giacomo Meyerbeer (u.a. die Opern "Robert der Teufel", "Die Afrikanerin") in einer zeitgenössischen Darstellung.
Giacomo Meyerbeer in einer zeitgenössischen Darstellung. © picture alliance / dpa / Grayscale
04.10.2014
Sein Schaffen ist immer noch zu unbekannt. Giacomo Meyerbeers Werke litten viele Jahrzehnte unter Vorurteilen. In seiner Heimatstadt Berlin unternimmt jetzt die Deutsche Oper einen Kraftakt zur Rehabilitierung.
Eigentlich kennt man nur einen Ausschnitt aus Giacomo Meyerbeers ‚Dinorah', die Wahnsinnsarie ‚Ombre legère' - vor allem kennt man sie durch Maria Callas. Hört man diese Einspielung, meint man sofort, Dinorah wäre eine Schwester im Geiste der Lucia von Donizetti oder eine der Nachtwandlerin Amina oder eine Vertraute der Hamlet Ophelia in Ambroise Thomas' Oper. Eine Frau, die aus der Welt in die Umnachtung flüchtet, weil sie ihre Welt nicht mehr begreifen kann.
Als Ganzes ist die 1859 uraufgeführte Opéra comique DINORAH oder LE PARDON DE PLOERMEL jedoch noch immer zu entdecken: Meyerbeer gelingt hier eine späte spielerisch-poetische und zugleich humoristisch gebrochene Beschwörung der Welt der romantischen Geister- und Feenwelt. In seiner Mischung aus lyrischen, folkloristischen und komischen Elementen entwickelt Meyerbeers Vertonung der Geschichte um das auf seiner Wallfahrt durch mysteriöse Umstände getrennte und dann wieder glückliche vereinte Brautpaar Dinorah und Hoël eine ganz eigene, subtile Farbpalette.
Ensemble, Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin beginnen mit dieser konzertanten Produktion am ungewöhnlichen Ort eine Reihe von Aufführungen, die das breite Schaffen des geborenen Brandenburgers und Wahlparisers Giacomo Meyerbeer in seiner Heimatstadt Berlin wieder heimisch machen sollen. Aus dem kulturellen Bewusstsein der Deutschen wurde das Schaffen des preußischen Hofkapellmeisters Meyerbeer verdrängt, weil er ein erfolgreicher Komponist, ein europäisch denkender Künstler und nicht zuletzt weil er Jude war, der sich nicht das Eintrittsbillet der Konversion (wie es Heinrich Heine ausdrückte) verschafft hat. Allein Richard Wagner die Schuld an der Vernachlässigung von Meyerbeers Musik zuzuschieben, wäre zu kurz gegriffen.
Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 01.10.2014
Giacomo Meyerbeer
"Dinorah ou Le Pardon de Ploërmel"
(Dinorah oder Die Wallfahrt nach Ploërmel)
Komische Oper in drei Akten
Libretto: Jules Barbier und Michael Carré
Dinorah - Patrizia Ciofi, Sopran
Hoël - Etienne Dupuis, Bariton
Corentin - Philippe Talbot, Tenor
Ein Jäger - Seth Carico, Bariton
Ein Mäher- Gideon Poppe, Tenor
1. Schäfer - Elbenita Kajtazi, Sopran
2. Schäfer - Christina Sidak, Mezzosopran
Chor der Deutschen Oper Berlin
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Leitung: Enrique Mazzola