Oper in deutschen Ländern

04.01.2014
Eine Frau ohne Schatten und ein Mann mit vielen Eigenschaften: Kirill Petrenko hat sein Amt als Generalmusikdirektor in München angetreten. Wir dokumentieren seinen umjubelten Einstand mit der „Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss und widmen uns der Tradition der Bayerischen Staatsoper.
Die eine möchte Kinder bekommen, kann aber nicht, da sie aus dem Geisterreich stammt und deswegen mit den Menschen allenfalls die Physiognomie teilt. Die andere könnte Kinder bekommen, möchte aber nicht, da sie allzumenschlich die Schwächen ihres Gatten zu erkennen glaubt. Zwei gegensätzliche, schicksalhaft miteinander verbundene Paare hat Hugo von Hofmannsthal in seinem Libretto für Richard Strauss gegenübergestellt – und auch diesen „Wahlverwandtschaften“ einen Mittler zur Seite gestellt: eine Amme, die sich auf das Schatten-Handeln versteht. Denn nur wer einen Schatten hat, der kann auch Kinder bekommen.Die ebenso mysteriöse wie spröde Handlung der „Frau ohne Schatten“ ist nicht jedermanns Sache, aber der Autor des „Jedermann“ hat in seinem Kunstmärchen (unbewusst?) manche Tendenz der jungen Psychoanalyse pointiert auf die Bühne gebracht. Richard Strauss schrieb während des Ersten Weltkriegs eine monumentale Musik dazu; eine Musik, mit der er einen neuen Gipfel der Instrumentationskunst erreichte.Fünf außerordentlich anspruchsvolle Hauptpartien, viele Nebenrollen und ein großes, höchst differenziert eingesetztes Orchester verlangen nach einem Dirigenten mit Weit- und Überblick. Kirill Petrenko hat mit diesem Werk sein Debüt als GMD der Bayerischen Staatsoper gewagt – und gewonnen. Zugleich wurde mit dieser Premiere der Wiedereröffnung des kriegszerstörten Hauses gedacht, die auf den Tag genau 50 Jahre zuvor, am 21. November 1963, stattgefunden hatte.Unsere Sendung dokumentiert die Premiere und befragt im Gespräch mit dem Musiktheater-Experten Jens Malte Fischer dieses rätselhafte Werk und seine Aufführungstradition an der Bayerischen Staatsoper in Richard Strauss‘ Heimatstadt München.

Oper in deutschen Ländern
Aufzeichnung vom 21.11.2013

Richard Strauss
"Die Frau ohne Schatten"
Oper in drei Aufzügen op. 65
Libretto: Hugo von Hofmannsthal

Der Kaiser - Johan Botha, Tenor
Die Kaiserin - Adrianne Pieczonka, Sopran
Die Amme - Deborah Polaski, Alt
Der Geisterbote - Sebastian Holecek, Bass
Ein Hüter der Schwelle des Tempels/1. Stimme der Ungeborenen/
2. Kinderstimme - Hanna-Elisabeth Müller, Sopran
Die Erscheinung eines Jünglings - Dean Power, Tenor
Die Stimme des Falken/2. Stimme der Ungeborenen/
3. Kinderstimme - Eri Nakamura, Sopran
Eine Stimme von oben/6. Stimme der Ungeborenen/3. Dienerin/
5. Kinderstimme - Okka von der Damerau, Alt
Barak, der Färber - Wolfgang Koch, Bass
Färberin - Elena Pankratova, Sopran
Der Einäugige - Tim Kuypers, Bariton
Der Einarmige - Christian Rieger, Bass
Der Bucklige - Matthew Peña, Tenor
3. Stimme der Ungeborenen/2. Dienerin - Laura Tatulescu, Sopran
4. Stimme der Ungeborenen/4. Kinderstimme - Tara Erraught, Mezzosopran
5. Stimme der Ungeborenen - Heike Grötzinger, Mezzosopran
1. Stimme der Wächter der Stadt - Andrea Borghini, Bariton
2. Stimme der Wächter der Stadt - Rafał Pawnuk, Bass
3. Stimme der Wächter der Stadt - Leonard Bernad, Bass
1. Erste Dienerin / 1. Kinderstimme - Iulia Maria Dan, Sopran
Chor und Kinderchor der Bayerischen Staatsoper
Bayerisches Staatsorchester
Leitung: Kirill Petrenko

nach dem 1. Akt ca. 20:20 Uhr Opernpause mit Nachrichten
Der lange Schatten der Tradition
50 Jahre Richard Strauss im Münchner Nationaltheater
Olaf Wilhelmer im Gespräch mit Jens Malte Fischer