Oper in deutschen Ländern

13.10.2012
Seit der Sensation der szenischen Uraufführung von "Die Passagierin" bei den Bregenzer Festspielen 2010, die die Süddeutsche Zeitung als "schlichtweg unfassbar" bezeichnete, erhält das musikalische Schaffen Mieczysław Weinbergs endlich wieder mehr Aufmerksamkeit.
1919 in Warschau geboren und 1996 in Moskau gestorben, zählt Mieczysław Weinberg zweifellos zu den zu Unrecht vergessenen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Dabei belegt eine Vielzahl von Konzerten und CD-Produktionen aus jüngerer Zeit eindrucksvoll die Qualität der Werke Weinbergs, der zeitlebens im Schatten seines großen Förderers und Mentors Dmitrij Schostakowitsch stand. Nicht weniger als 17 Streichquartette und 22 Sinfonien brachte er seit Mitte der 1940er Jahre neben anderem zu Papier, wobei ihm zunächst ähnliche Restriktionen durch das Stalin-Regime widerfuhren wie Schostakowitsch. Seit der Wiederentdeckung seiner Auschwitz-Oper "Die Passagierin" im Jahr 2010 wird Weinbergs OEuvre verstärkt Interesse entgegen gebracht.

Das Konzerthaus Berlin präsentierte am 23. September 2012 die deutsche Erstaufführung von Weinbergs Oper "Wir gratulieren!" - ein musikalisches Kammerspiel reich an tragikomischem, russisch-jüdischem Humor.

Odessa um 1900: Im reichen Haus einer jüdischen Dame ist die Dienerin Belja in der Küche damit beschäftigt, ein festliches Abendessen vorzubereiten, denn die Verlobung der Tochter des Hauses steht bevor. Mehrere Personen der "Unterschicht" kommen zu Besuch, halten Belja von der Arbeit ab und stimmen Klagelieder über Liebe, Geld, Alkohol und Politik an. Die Küche wird zum vorübergehenden "Zufluchtsort der Unzufriedenen".

Seine Kammeroper "Lady Magnesia" erlebte mehr als 35 Jahre nach ihrer Entstehung am 2. Februar 2012 am Theater Erfurt ihre szenische Uraufführung.

Lady Magnesia ist hin- und her gerissen zwischen ihrem Liebhaber Adolphus und ihrem Ehemann, Lord George Fitztollemache. Dieser plant zunächst einen Mordanschlag auf die Lady, anschließend kredenzt er ihrem Lover einen Giftdrink. Unter dem Eindruck des sich vor Schmerzen windenden Adolphus entdeckt Lady Magnesia neue Gefühle für ihren Gatten. Gerührt von dieser Wendung, versuchen Lord und Lady gemeinsam, Adolphus Linderung zu verschaffen. Schließlich wird auf Raten Fitztollemaches die Gipsbüste der Lady aufgelöst und dem Sterbenden als Medizin gereicht. Solcherart sanft zum Tod geleitet, versteinert Adolphus zur Statue, die schützend die Hände über das Ehepaar ausbreitet.
konzerthaus.de
theater-erfurt.de



Konzerthaus Berlin, Werner-Otto-Saal
Aufzeichnung vom 23.09.2012


Mieczysław Weinberg
"Wir gratulieren!" op. 111
Oper nach dem Theaterstück "Mazltov" von Scholem Alejchem
Deutsche Adaption: Ulrike Patow
Uraufführung der Kammerfassung von Henry Koch

Madame - Katia Guedes
Fradl - Anna Gütter
Bejlja - Olivia Saragosa
Reb Alter - Jeff Martin
Chaim - Robert Elibay-Hartog
Kammerakademie Potsdam
Leitung: Vladimir Stoupel

ca. 20:30 Uhr Pause mit Nachrichten

Theater Erfurt, Studio
Aufzeichnung der Premiere vom 02.02.2012

Mieczysław Weinberg
Lady Magnesia
Oper in einem Akt
Text vom Komponisten
nach Bernard Shaws Farce "Passion, Poisen and Petrification"

Sir George Fitztollemache - Marwan Shamiyeh
Lady Magnesia, seine Gattin - Marisca Mulder
Phyllis, Zimmermädchen - Stéphanie Müther
Adolphus Bastable, Hausdiener - Máté Sólyom-Nagy
Philharmonisches Orchester Erfurt
Mitglieder des Philharmonischen Chores
Leitung: Samuel Bächli