Oper in deutschen Ländern

Messieurs Gunter et Hagen

Szene aus der Oper "Sigurd" von Ernest Reyer am Theater Erfurt
Szene aus der Oper "Sigurd" von Ernest Reyer am Theater Erfurt © Lutz Edelhoff/Theater Erfurt
21.02.2015
Der französische Komponist Ernest Reyer hatte einen Hang zu exotischen Themen - nach dem Orient waren bei ihm am Ende seines Lebens die Nibelungen dran. Das Theater Erfurt hat Reyers einstmals bekannte Oper "Sigurd" jetzt neu herausgebracht.
Dieser Komponist stammt aus Marseille und arbeitet als junger Beamter in der französischen Kolonie Algerien. Wie kann er da etwas anderes komponieren als eine "Orientalische Symphonie", die unter dem Titel "Le Sélam" bekannt wurde. Mit diesem Zwitterwerk zwischen Oper und Sinfonie erstritt sich Ernest Reyer einen Platz im Pariser Kulturleben. Seine enge Verwandtschaft mit der Pianistin und Komponistin Louise Farrenc und seine Freundschaft zu Hector Berlioz waren hilfreich dabei.
Berlioz und Richard Wagner gehörten zu seinen musikalischen Vorbildern. Und dennoch versuchte er nie, einen der beiden zu kopieren. Wagner selbst sei der einzige Komponist sei, der Wagnerianische Musik schreiben könne, sagte Ernest Reyer und schuf eine eigene Fassung des Nibelungendramas mit dem Titel "Sigurd". Warum nicht - der tragische Hauptheld in diesem Werk ist schließlich ein Franke. Und die ganze Nibelungengeschichte eine Legende der Weltliteratur, auf die niemand Exklusivrechte anmelden kann.
Trotz vieler Übereinstimmungen mit Wagners "Götterdämmerung", aber auch mit dessen "Tristan und Isolde", ist Reyers Drama ein ganz eigenständiges, parallel zu Wagners Ring entstandenes Werk. Es schöpft direkt aus dem Nibelungenlied und der Edda und steht musikalisch in der Tradition der französischen Grand Opéra, wenn auch mit vereinzelten Anklängen an Wagner, vor allem aber an Hector Berlioz. Nach der erfolgreichen Uraufführung in Brüssel 1884 folgte schnell die Erstaufführung in Paris, wo das Werk über Jahrzehnte gespielt wurde.
Die Handlung in Reyers Oper: Der Burgunderkönig Gunther hört von der auf einem Felsen gebannten und durch einen Zauber geschützten Brunehilde und beschließt, sie zu befreien. Dasselbe Ziel hat auch Sigurd, der deshalb gekommen ist, um Gunther zum Zweikampf aufzufordern. Gunthers Schwester Hilda, die den Brautwerbern des Hunnenkönigs Attila eine Absage erteilt hat, liebt Sigurd insgeheim und lässt ihm einen Vergessenstrank verabreichen. Dadurch betäubt, erklärt Sigurd sich bereit, Brunehilde für Gunther zu gewinnen. Es gelingt ihm, den Zauber zu brechen und Brunehilde zu Gunther zu bringen. Zum Lohn soll er die Hand Hildas erhalten. Obwohl Gunther gegenüber Brunehilde beteuert, dass er der Held war, der sie befreite, ahnt diese, dass Sigurd verzaubert worden sein muss. Nachdem der Betrug aufgedeckt wurde, töten Gunther und Hagen Sigurd. Erst im Tod finden Brunehild und Sigurd zusammen.
(z. T. Pressetext des Theaters Erfurt)
Theater Erfurt
Aufzeichnung vom 30. Januar 2015
Ernest Reyer
"Sigurd" - Oper in vier Akten auf einen Text von Camille Du Locle und Alfred Blau
Marc Heller – Sigurd, ein fränkischer Held
Ilia Papandreou – Brunehild
Kartal Karagedik – Gunther, König der Burgunden
Vazgen Ghazaryan – Hagen, Krieger, Gunthers Gefährte
Marisca Mulder – Hilda, Gunthers Schwester
Katja Bildt – Uta, Hildas Amme
Juri Batukov – Ein Priester Odins
Máté Sólyom-Nagy – Ein Barde
Opernchor des Theaters Erfurt
Mitglieder des Philharmonischen Chores Erfurt
Philharmonisches Orchester Erfurt
Thüringen Philharmonie Gotha
Leitung: Joana Mallwitz