Oper bei den Bregenzer Festspielen

Austro-Tragödie

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Eine Szene aus Otto M. Zykans "Staatsoperette" bei den Bregenzer Festspielen © ©Bregenzer Festspiele / Anja Köhler
01.10.2016
Aktueller könnte eine Oper kaum sein - Otto M. Zykans "Staatsoperette" reflektiert österreichische Geschichte - einen Tag vor der eigentlich geplanten Präsidentschaftswahl in der Alpenrepublik senden wir diese Produktion aus Bregenz.
Es ist ein höchst politisches Stück, das in den 1970er Jahren für gehöriges Aufsehen sorgte, das erregte und wütende Proteste hervorrief – die österreichischen Institutionen schrien Ihren Zorn heraus: So sei es vor 1945 nie gewesen – war es aber wohl doch. Die Erfolge der rechten FPÖ in unseren Tagen zeigen, wie sehr Vergangenheit und Gegenwart - nicht nur in diesem mitteleuropäischen Land - ineinander greifen.
Was geschah zwischen 1920 und 1938 in der österreichischen Politik? Welche Personen und Institutionen unterstützten den Austrofaschismus?
Scharfzüngig, grotesk und provokativ thematisierten der Komponist Otto M. Zykan und der Regisseur Franz Novotny diese Fragen in ihrem Fernsehfilm "Staatsoperette". Er wurde nur ein einziges Mal 1977 ausgestrahlt und verursachte einen heftigen Skandal. Die Autoren wurden verklagt und exkommuniziert. Als "Angriff auf die religiösen Überzeugungen von Millionen Österreichern" bezeichnete ein Bischof den Film, als "geschmacklose Verfälschung der österreichischen Geschichte" der Evangelische Pressedienst.
Die schon damals vom 2006 gestorbenen Komponisten geplante Bühnenfassung erlebte nun ihre Uraufführung bei den Bregenzer Festspielen, bearbeitet vom Komponisten Michael Mautner und der Witwe Zykans, Irene Suchy, und inszeniert von Simon Meusburger. Die Reaktionen im Jahr der doppelten Präsidentschaftswahl zwischen dem Grünen van der Bellen und dem Rechstpopulisten Hofer fielen nun nicht weniger hysterisch aus.
Sämtliche historische Politikerfiguren (vor allem die des faschistischen Kanzlers Dollfuß, Adolf Hitlers und Benito Mussolinis) wurden vin Bregenz von Puppen aus der Werkstatt von Nikolaus Habjan dargestellt. Das Team Meusburger/Habjans konnte bereits mit seinem Theaterstück "Friedrich Zawrel – erbbiologisch und sozial minderwertig" große Anerkennung finden, 2012 wurde das Stück mit dem Nestroy-Preis ausgezeichnet.
Bregenzer Festspiele 2016
Werkstattbühne - Aufzeichnung vom 2. August 2016
Otto M. Zykan
"Staatsoperette – Die Austrotragödie", Bühnenfassung des gleichnamigen Fernsehfilms von Franz Novotny und Otto M. Zykan in zwei Akten in der Bearbeitung von Michael Mautner und Irene Suchy

Ignaz Seipel - Camillo dell’Antonio
Walter Pfrimer/Anton Rintelen - Marco Di Sapia
Engelbert Dollfuß/Adolf Hitler - Hagen Matzeit
Ernst Rüdiger/Fürst - Gernot Heinrich
Starhemberg/Benito Mussolini/Polizeipräsident - Thomas Weinhappel
Die Rechte - Barbara Pöltl
Die Linke - Laura Schneiderhan
Kurt Schuschnigg - Dieter Kschwendt-Michel
Kommentator - Stephan Rehm
Schützen - Oskar Gigele, Bernd Hemedinger, Matthias Liener
Drei Sekretärinnen - Emily Cheung, Catrina Poor, Marie-Antoinette Stabentheiner

Wiener Kammerchor
Amadeus Ensemble Wien
Leitung: Walter Kobéra