Oper aus Schwetzingen

Musik aus der Dunkelkammer

27.08.2016
Stimmen und Klänge – nicht von dieser Welt – Musik aus einem Zwischenreich – Klänge zwischen Leben und Tod – wollte Georg Haas in seiner neuen Oper schaffen.
Es ist die dritte Uraufführung einer Oper von Haas in Schwetzingen. "Koma" folgt auf "Bluthaus" und "Thomas".
Handelten die ersten beiden von schaurigem Mord und Sterben auf der Bühne, so bietet "Koma" nun eine Reise in die Erfahrungswelt zwischen Leben und Tod.
"Ich arbeite seit langer Zeit mit Dunkelheit. Das ist eine ganz große Herausforderung und es ist auch etwas, das den Menschen, die in Dunkelheit spielen, eine neue Erfahrung des Musizierens gibt. Denn man ist wirklich nur auf das Gehör angewiesen und es ist verblüffend, wie viel Musiker mit den Augen tun. Und diese Kommunikation ausschließlich mit dem Klang und den Dirigenten nicht einmal sehen zu können, das ist schon eine Herausforderung; wobei ich glaube die schwierigste und unangenehmste Position ist die des Dirigenten, denn er steht vorne, ist für alles verantwortlich, aber niemand sieht ihn. Das ist so eine Art von Horrorvision und egal wo Sie ankommen, er muss Sie dort abholen und weiterführen." Georg Friedrich Haas, Komponist
In Michaelas Zimmer auf der Pflegestation. Seit einem Unfall im See – vielleicht versuchtem Ertrinken – liegt Michaela im Wachkoma. Aus ihrer Familie ist eine Schicksalsgemeinschaft geworden. Barbara, die kleine Tochter, ist verstummt wie ihre Mutter. Aber ihr Mann Michael, ihre Schwester Jasmin und deren Mann Alexander, mit dem sie ein Liebesverhältnis hatte, sprechen mit ihr, berühren sie, leben mit ihr in der Hoffnung, Michaela zu erreichen – ja sie zurückzuholen.
Georg Friedrich Haas arbeitet mit Phasen absoluter Finsternis, die Michaelas Schattenreichzustand entsprechen und worin ihr Gesang Grundstrom dieser Schicksalsgemeinschaft ist; die Angehörigen bleiben auf sich zurückgeworfen – ein nahezu undurchdringliches, komplexes Beziehungsgeflecht tut sich hier auf.
Schwetzinger SWR Festspiele
Rokokotheater im Schloss - Aufzeichnung vom 27. Mai 2016

Georg Friedrich Haas
"Koma" (Uraufführung)
Libretto: Händl Klaus

Michaela, im Wachkoma - Ruth Weber
Michael, ihr Mann - Ekkehard Abele
Jasmin, ihre Schwester - Lini Gong
Alexander, Jasmins Mann - Daniel Gloger
Radio Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Leitung: Jonathan Stockhammer