Oper aus der MET: "Maria Stuarda"

Königliche Rivalinnen

Eine rot gekleidete und geschminkte Frau drückt einer anderen, die ein schwarz-weißes Kleid trägt, den Spazierstock ins Gesicht.
Beide haben ein Recht auf eine Krone: Elisabetta (Elza van der Heever, l.) und Maria (Joyce DiDonato). © Met Opera / Ken Howard
09.05.2020
Die Königin von England und die Königin von Schottland stehen im Zentrum von "Maria Stuarda". Während die Oper des Italieners Donizetti im 19. Jahrhundert beim Publikum durchfiel, gilt sie heute als Juwel. Eine Aufnahme aus der MET in New York.
Gaetano Donnizetti feierte mit seinem Librettisten Felice Romani große Erfolge: "Anna Bolena"," L’elisir d’amore" und "Lucrezia Borgia". Für "Maria Stuarda" allerdings konnte er ihn nicht mehr für eine Zusammenarbeit gewinnen, denn Romani hatte andere Lebenspläne. Sein neuer Librettist wurde zunächst der 19-jährige Rechtsanwalt Giuseppe Bardari.

Rückkehr nach Neapel

1830 war Friedrich Schillers Tragödie "Maria Stuart" ins Italienische übersetzt worden. Donizetti wollte mit diesem Drama um die beiden Königinnen Elisabeth I. (Königin von England) sowie Maria Stuart (Königin von Schottland) triumphal in die Opernszene Neapels zurückkehren. Nach längerer Abwesenheit hatte der 33-Jährige eine Professur für Komposition und Kontrapunk am Konservatorium angenommen.

Start mit Hindernissen

Doch schon die ersten Proben verliefen sehr stürmisch und ließen nichts Gutes verheißen. Die beiden Primadonnen Anna de Serre und Giuseppina Ronzi de Begnis gerieten in der berühmten Fotheringhay-Szene handfest aneinander. Neapel hatte einen neuen Skandal.
Auf einer Bühne ist stilistisch ein Wald angedeutet, in dem sich mehrere dunkel gewandete Menschen bewegen.
Elisabetta (Elza van der Heever, l.) trifft auf Maria (Joyce DiDonato) in einem Waldstück.© Met Opera / Ken Howard
Am Tag nach der ersten Kostümprobe verbot die Zensur die Oper. Donizetti musste sein Werk über Nacht auf ein weniger verfängliches Libretto umkomponieren. Die neue Fassung unter dem Titel "Buondelmonte" konnte sich jedoch auf der Bühne nicht durchsetzen. Der Komponist griff erneut zur Feder.

Auch die dritte Fassung wurde zum Debakel

Für die dritte Fassung hob sich im Dezember 1835 im Teatro alla Scala der Vorhang. Donizetti hatte vieles neu komponiert und verändert und mit Maria Malibran einen Besetzungscoup gelandet. Dennoch wurde auch diese Premiere zu einem Debakel. Beide Königinnen sangen "ohne jede Stimme". Für Donizettis Oper bedeutete das den "Todesstoß". Im 19. Jahrhundert fand sie keine Gnade mehr beim Publikum.

Juwel des Repertoires

Es dauerte fast 100 Jahre, bis es 1958 zu einer Wiederaufführung in Bergamo kam. Montserrat Caballé, Beverly Sills oder auch Edita Gruberova verhalfen der Oper zu neuem Glanz. Dennoch fehlt das Historiendrama um die beiden Königinnen, deren Treffen ja so nie stattgefunden hat, bis heute in den Opernführern. Dessen ungeachtet steht das Juwel des Repertoires "Maria Stuarda" regelmäßig auf den Programmen der Musiktheater, so auch der MET in New York.

Aufgrund der Corona-Pandemie präsentiert die MET eine Starbesetzung mit Joyce DiDonato und Elza van den Heever aus dem Jahr 2013.
Eine geschminkte, prunkvoll zurecht gemachte Frau kauert vor einer Bank, hinter der ein großes Wappen aufflammt.
Elisabetta (Elza van der Heever) hadert mit der Entscheidung, ein Todesurteil fällen zu müssen.© Met Opera / Ken Howard
Aufzeichnung vom 19.01.2013 in der Metropolitan Opera, New York
Gaetano Donizetti
"Maria Stuarda"
Tragische Oper in zwei Akten nach Friedrich Schiller
Libretto: Giuseppe Bardari

Maria Stuarda – Joyce DiDonato, Sopran
Elisabetta – Elza van den Heever, Sopran
Anne Kennedy – Maria Zifchak, Mezzsopran
Roberto – Matthew Polenzani, Tenor
Lord Guglielmo Cecil – Joshua Hopkins, Bariton
Giorgio Talbot – Matthew Rose, Bass

Chor und Orchester der MET
Leitung: Maurizio Benini

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