"Only God forgives"

Von Anke Leweke · 17.07.2013
In einem Fightclub in Bangkok ermordet der Bruder des Betreibers eine Prostituierte brutal. Ein Polizist will sich daraufhin rächen. Quentin Tarantino lässt grüßen, trotzdem bleiben die Bilder seltsam aussagelos und steril.
Er braucht gar nichts zu machen, die Kamera liebt ihn einfach. In "Drive" kann sie sich gar nicht sattsehen an dem jungen verschlossenen Mann in seiner silber-glänzenden Jacke mit dem bestickten Drachen. Sein regloses Gesicht wird zur Matrix für die Projektionen des Zuschauers. Ryan Goslings schauspielerische Leistung zeichnet sich durch einen extremen Minimalismus aus, der in Verbindung mit dem richtigen Sound, einer gewagten Farbgebung etwas unglaublich Cooles entwickeln kann.

Auch in Refns neuem Film "Only God forgives" spielt Gosling einen Kriminellen. Schauplatz ist die Unterwelt von Bangkok. Hier betreibt er einen Fightclub, hier bringt sein Bruder eine Prostituierte so grausam um, dass ein thailändischer Polizist sich auf einen blutigen Rachefeldzug begibt.

Man sieht den stilisierten Bildern dieses Films an, dass hier ein Regisseur in die Fußstapfen von Kinovisionären wie David Lynch oder Quentin Tarantino treten möchte. Die Handlung spielt hauptsächlich in der Nacht, manchmal verschmelzen die Figuren mit der ewigen Dunkelheit. Kalt leuchtet das Neonlicht.

Eine Lynch-hafte Reise in das Bewusstsein seines Helden tritt "Only God forgives" jedoch nicht an. Wenn der Polizist sein Schwert zückt, Gliedmaßen abtrennt, Blut in hohen Fontänen spritzt, lässt Tarantino grüßen. Doch bewegt sich Refns Film eben auch nicht in der Kinowelt seines amerikanischen Kollegen. Hier wird nicht das B-Movie Genre gefeiert, lassen sich keine spielerische Zitate entdecken, seltsam steril, leb- und aussagelos wirken die Einstellungen.

Und wo bleibt Ryan Gosling? Er schaut weiter reglos in die Kamera, und wenn seine Mutter erscheint, verstummt er völlig. Das Drehbuch sieht eine zickige Übermutter für ihn vor, die nur verachtende Worte für ihren Zweitgeborenen und dessen Männlichkeit kennt. Und so sieht man das gefeierte Understatement des Jungstars in einem ziemlich dümmlichen Splattermovie untergehen.

Frankreich/ Schweden/ USA/ Thailand; Ryan Gosling, Kristin Scott Thomas, Vithaya Pansringarm, 90 Minuten