Öko-Unternehmer über Fleischproduktion

Die Fleischkonzerne mit Gesetzen zur Einsicht zwingen

08:16 Minuten
Zwei Bio-Ferkel liegen im Stroh.
Viel Platz: zwei Bio-Ferkel aus den Herrmannsdorfer Landwerkstätten. © picture alliance / dpa / Sven Simon
Karl Schweisfurth im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 26.06.2020
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Was der Öko-Landbau vormacht, sollte Standard für alle Bauern werden, meint der Unternehmer und Landwirt Karl Schweisfurth. Nur durch Gesetze lasse sich der enorme Druck der Fleischkonzerne, der die Bauern zur Billigproduktion zwinge, regulieren.
Der Öko-Landwirt und Betreiber der Herrmannsdorfer Landwerkstätten, Karl Schweisfurth, sieht die Verantwortung für die Zustände in der Fleischindustrie bei der Politik: "Die Politik traut sich nicht, gegenüber den Konzernen klare Kante zu zeigen."
Mit gesetzlichen Standards, die für alle Bauern gleichermaßen gelten müssten, ließe sich viel verändern, meint Schweisfurth. Denn den Bauern seien durch den Kostendruck der Molkereien und Fleischkonzerne die Hände gebunden.
"Wenn man sagt, Tierwohl steht im Vordergrund, dann brauchen die Tiere mehr Platz, dann müssen die Tiere raus an die frische Luft, dann muss die Menge der Tiere pro Hektar begrenzt werden."

Arbeitsbedingungen wie im Kolonialismus

Bestehende Arbeitsgesetze müssten natürlich auch in der Fleischindustrie angewendet werden, betont der Unternehmer. "Das ist doch peinlich, was wir da tun. Das ist ja wie im Kolonialismus, dass wir Menschen ausbeuten für unseren eigenen Wohlstand."
Den Konsumenten will Schweisfurth keinen Vorwurf machen. "Ich bin nicht der Meinung, dass die Verbraucher die Ursache sind, warum wir so billiges Fleisch haben", sagt er.
Die Gründe für die Zustände in der Lebensmittelproduktion lägen vielmehr in einem System, das auf den billigen Angeboten der Landwirtschaft aufbaue. Hinzu komme die hohe Konzentration im Lebensmittelhandel auf wenige Discounter.
"Es geht um Gewinnmaximierung. Die Konzerne haben Gewinnmaximierung als Programm, das werden sie so schnell nicht ändern. Und das geht halt am besten mit Billig- und Massenproduktion, mit Druck auf die Bauern, mit Druck aber auch auf die Lebensmittelverarbeiter, auf die Fleischindustrie, auf die Metzger."

Viel Geld für Werbung, Kostendruck in der Produktion

Derzeit werde den Menschen mithilfe enormer Aufwendungen für Marketing und Werbung eingeredet, dass Fleisch billig sein müsse.
"Die Produktionskosten werden immer weiter gesenkt, und die Kosten für Werbung und Marketing werden immer weiter gesteigert", kritisiert Schweisfurth.
Hier liege des Pudels Kern, "warum wir immer weiter diese Billigmentalität mit den Folgen für Tier, aber auch für uns Menschen haben."
(huc)
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