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Griechenland
Der neue Chef der Nea Dimokratia

Kyriakos Mitsotakis ist ein willensstarker Reformer. Als neuer Vorsitzender der konservativen Nea Dimokratia will er Griechenlands Opposition stärken. Keine leichte Aufgabe - die verkrusteten Strukturen seiner Partei stehen ihm im Weg.

Von Wolfgang Landmesser | 12.01.2016
    Zu sehen sind der neue Parteichef der Nea Dimokratia, Kyriakos Mitsotakis, und zwei weitere Politiker.
    Hat viel vor mit seiner Partei: Der Nea Dimokratia-Chef Kyriakos Mitsotaksi (picture-alliance / dpa / Alexandros Beltes)
    Kyriakos Mitsotakis hat viel vor mit seiner Partei und Griechenland. Nachdem sein Wahlsieg in der Nacht zum Montag feststand, zählte er die Werte einer neuen Politik auf.
    "Ich habe schon oft gesagt, die Politik hat das Problem geschaffen, die Politik wird es auch lösen. Aber nicht die Politik wie wir sie bisher gekannt haben. Sondern eine andere Politik, die die Wahrheit in den Vordergrund stellt, Effizienz, Konsequenz, Fleiß, Leistung."
    Als er seinen Anhängern und seiner Familie für die Unterstützung dankte, lächelte er ein wenig schüchtern. Aber der 47-jährige, jugendlich wirkende neue Parteichef der Nea Dimokratia ist durchaus zupackend. Und hat den Willen, wirklich etwas zu verändern. Das habe er in seiner kurzen Zeit als Reformminister schon durchblicken lassen, sagt Evangelos Antonaros, ehemaliger Regierungssprecher in der konservativen Regierung von Kostas Karamanlis.
    "Der konnte das, was er vor hatte, nicht ganz umsetzen. Auf jeden Fall hat er diese Politik, die er damals anwenden wollte und teilweise auch angewandt hat, konsequent bis zum Ende verteidigt, und das finde ich überzeugend und ehrenhaft."
    Vertreter einer rigiden Sparpolitik
    Zu seiner Bilanz zählt die Entlassung der Putzfrauen in den Ministerien, die unter der linken Syriza-Regierung dann wieder eingestellt wurden. Außerdem ließ er die Planstellen für die Aufseher streichen, die es an griechischen Schulen gab. Die von ihm geplante Schlankheitskur für die öffentliche Verwaltung konnte er aber nicht mehr umsetzen.
    Diese Arbeit will er jetzt als Vorsitzender der größten Oppositionspartei zu Ende bringen. Er könne Ministerpräsident Alexis Tsipras schlagen, sagte in einem Interview vor seiner Wahl. Und auch seine Antrittsrede war eine Kampfansage an den linken Rivalen.
    "Von heute an läuft die Stoppuhr, bis wir das letzte Kapitel des Populismus in Griechenland geschlossen haben. Darauf kann sich Herr Tsipras jetzt einstellen."
    Die Strukturen sind verkrustet – sowohl in seiner Partei als auch in seinem Land. Dem an der Eliteuniversität Harvard ausgebildeten Mitsotakis traut sein Parteifreund Evangelos Antonaros zu, dass er die Dinge verändern kann. Auch wenn Antonaros in der Stichwahl den deutlich älteren Evangelos Meimarakis unterstützt hat.
    "Er hat das Zeug, um so was zu erreichen. Er hat das Vertrauen der Leute gewonnen, ich glaube er hat einige gute Ideen, er hat eine sehr gute Ausbildung, er kennt sich in der Welt aus."
    Mitglied einer einflussreichen Politikerfamilie
    Die politische Karriere wurde Kyriakos Mitsotakis praktisch in die Wiege gelegt. Sein Vater Konstantinos war Anfang der 90er Jahre griechischer Ministerpräsident. Seine Schwester Dora Bakojanni, ehemalige Athener Bürgermeisterin und griechische Außenministerin, griff auch schon mal nach dem Parteivorsitz. Und Eleftheros Venizelos, der legendäre griechische Ministerpräsident, war sein Großonkel.
    Die Rhetorik der großen Worte beherrscht der neue Tsipras-Herausforderer jedenfalls bereits:
    "Jetzt beginnt die Stunde der großen Verantwortung. Wir haben viel Arbeit zu erledigen. Aber die Hoffnung der Bürger gibt uns Kraft. Die Hoffnung, dass wir dieses Land verändern."
    Viele freuen sich jetzt auf die Rededuelle der beiden im griechischen Parlament. Mitsotakis Junior hat auf jeden Fall das Zeug, dem linken Ministerpräsidenten Paroli zu bieten. Aber ob er es wirklich schafft, Griechenland von Grund auf zu reformieren, ist eine andere Frage.