Trauer in der Union

CDU-Außenpolitiker Philipp Mißfelder gestorben

Philipp Mißfelder (CDU), außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag
Philipp Mißfelder (CDU), außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, ist tot © dpa / Matthias Balk
Von Benjamin Hammer · 13.07.2015
Der CDU-Außenpolitiker Philipp Mißfelder ist überraschend an einer Lungenembolie gestorben. Er wurde nur 35 Jahre alt. Seinen politischen Werdegang beschreibt unser Autor Benjamin Hammer.
Völlig unerwartet sei Philipp Mißfelder gestorben, teilte der Chef der Unions-Fraktion, Volker Kauder, mit. Nach Informationen der Deutschen Presseagentur starb der Bundestagsabgeordnete der CDU in der Nacht zum Montag an den Folgen einer Lungenembolie. Dies sei dem Bundesvorstand der CDU mitgeteilt worden.
"Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion verliert einen ihrer profiliertesten Außenpolitiker", so Volker Kauder: "Ich persönlich verliere einen Freund."
Nach dem plötzlichen Tod des CDU-Politikers Philipp Mißfelder hängen die Fahnen am Bundestag auf Halbmast.
Nach dem plötzlichen Tod des CDU-Politikers Philipp Mißfelder hängen die Fahnen am Bundestag auf Halbmast.© Deutschlandradio / Benjamin Hammer
Auch Wolfgang Bosbach, ebenfalls CDU, hat sich geäußert. Er sagte im Deutschlandfunk:
"Ich hoffe auf Verständnis, wenn ich sage: Ich denke im Moment nicht so sehr an den Kollegen, an den Abgeordneten, an den außenpolitischen Sprecher Philipp Mißfelder, sondern an den Menschen. Eine solche Nachricht, die relativiert so viel. Das ist eine echte Tragödie."
Mißfelder wurde bereits mit 26 Jahren Mitglied des Bundestages
Philipp Mißfelder starb mit nur 35 Jahren. Er wuchs im Ruhrgebiet auf und wurde mit 26 Jahren Mitglied des Deutschen Bundestages. In der CDU machte er schnell Karriere. Das lag auch daran, dass er über zehn Jahre lang Bundesvorsitzender der Jungen Union war.
Ein bisschen Krawall wird auf diesem Posten schon traditionell erwartet. Mißfelder legte jedoch manchmal gerne eine Schippe drauf. 2003 trommelte er für mehr Gerechtigkeit zwischen den Generationen. Hüftgelenke für sehr alte Menschen, so Mißfelder, sollten nicht mehr auf Kosten der Solidargemeinschaft finanziert werden.
Gemäßigtere Töne schlug der junge Abgeordnete seit 2009 an. Da wurde er außenpolitischer Sprecher der Unions-Fraktion. 2014 dann ein weiterer Karriereschritt: Mißfelder wurde zum Koordinator der Bundesregierung für die transatlantische Zusammenarbeit. Da sagte er zum Streit um den Geheimdienst NSA:
"Mein Staatsverständnis ist, dass der Bürger vor der Allmacht von einem allmächtigen Staat geschützt werden muss. Und dass die Bürgerrechte genau aus diesem Grund da sind. Und wir als Repräsentanten des Volkes sollten alles daran setzen diese Bürgerrechte auch zu garantieren."
Anfang 2014 der Höhepunkt der Karriere - danach ging es bergab
Anfang 2014 war Mißfelder auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Dann folgte jedoch ein Abstieg. Medien berichteten über hohe Nebeneinkünfte des gut vernetzten Bundestagsabgeordneten. Diese beliefen sich auf 100.000 bis 150.000 Euro pro Jahr.
Im April 2014 dann der überraschende Rücktritt vom Amt des Transatlantik-Koordinators. Nach nur drei Monaten. Mißfelders Begründung: Er wolle sich auf sein Amt als Schatzmeister bei der CDU in Nordrhein-Westfalen konzentrieren. Nur wenige Wochen nach dem Rücktritt: Eine private Reise nach Sankt Petersburg. Eine Feier mit Altkanzler Gerhard Schröder und mit Russlands Präsident Wladimir Putin. Während in der Ukraine der Krieg tobte. Das brachte ihm viel Kritik ein, auch innerhalb seiner eigenen Fraktion. Im Mai 2014 kündigte Mißfelder an: Ich ziehe mich auch aus dem Präsidium der CDU zurück.
Philipp Mißfelder blieb bis zuletzt außenpolitischer Sprecher der Unions-Fraktion. Gegenüber diesem Sender äußerte er sich noch vor wenigen Wochen zum Schuldenstreit mit Griechenland.
"Wir sollten an das große Ganze denken. Ich gebe den Griechen keine 'Carte Blanche'. Also ich sage nicht: Die können sich benehmen wie sie wollen. Aber wir sollten doch nicht wegen zwei Prozent der Euro-Zone insgesamt den Euro aufs Spiel setzen und auf einmal Experimente machen, die wir nachher vielleicht teuer bezahlen können. Bei Lehman Brothers haben so viele Leute gedacht, man könnte vielleicht mal eine große Bank Pleite gehen lassen und man hat sich gewundert, dass eine Weltfinanzkrise dadurch entstanden ist."
Philipp Mißfelder hinterlässt eine Frau und zwei Kinder. In Gedanken sei man bei ihnen, sagte Unions-Fraktionschef Volker Kauder. Und weiter: Wir sind bestürzt, fassungslos und traurig.
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